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Das PortraitEx-Putschist

■ Alvaro Arzu

Blond und blauäugig lächelt er auf die dunkelhäutige Bevölkerung Guatemalas herab. Dem Wahlsieger vom vergangenen Sonntag nehmen offenbar viele ab, daß er die Armut in seinem Lande ernsthaft bekämpfen will, statt sich, wie die meisten Präsidenten vor ihm, die eigenen Taschen zu füllen.

Seine politische Karriere begann Alvaro Enrique Arzú Irigoyen in der Nationalen Befreiungsbewegung (MLN), einer Gründung der antikommunistischen Verschwörer, die 1954 mit Hilfe des US-Geheimdienstes CIA und rechtsgerichteter Militärs den nationalistischen Präsidenten Jacobo Arbenz gestürzt hatten. Obwohl der Unternehmersproß sein Studium der Rechtswissenschaften an der Jesuitenuniversität nie abschloß, gelangte er jung in verantwortliche Posten. So leitete er von 1978 bis 1981 das Tourismusinstitut „Inguat“, gerade in jener Zeit, als wegen der Terrorherrschaft von General Romeo Lucas Garcia immer weniger UrlauberInnen kamen.

Ob er sich mit der reaktionären Führung seiner Partei überwarf oder vom Parteiführer Mario Sandoval hinausgeworfen wurde, darüber streiten die Biographen. Jedenfalls gründete Arzú mit dem heutigen Außenminister Alejandro Maldonado Aguirre die Nationale Erneuerungspartei (PNR). In Koalition mit den Christdemokraten gewann er 1982 die Wahlen in der Hauptstadt, konnte aber seinen Posten als Bürgermeister nicht mehr antreten, weil der Staatsstreich von General Efrain Rios Montt dazwischenkam. Erst beim zweiten Anlauf, als 1985 die Militärs die Regierung abgaben, konnte Arzú ins Rathaus von Guatemala- Stadt einziehen.

Alvaro Arzú, Wahlsieger in Guatemala Foto: AP

Der Posten des Bürgermeisters der Hauptstadt ist in vielen Ländern ein Sprungbrett für die Präsidentschaft. Deswegen wunderte es niemanden, als Arzú sich 1989 für die Wahlen 1990 rüstete. Damals verpaßte er als Viertplazierter noch die Stichwahl. Der damalige Wahlsieger Jorge Serrano wurde nach einem versuchten Selbstputsch abgesetzt, und als das Parlament im August 1994 neugewählt wurde, avancierte Arzús Partei der nationalen Vorhut (PAN) zur zweitstärksten Kraft, übertrumpft nur von General Rios Montts Republikanischer Front (FRG). Alvaro Arzú hat sieben Kinder, ein florierendes Reisebüro und Aktienpakete bei Pepsi-Cola und einer der größten Brauereien des Landes. Seinen 50. Geburtstag am 14. Januar wird er als Präsident Guatemalas feiern. Ralf Leonhard,

Guatemala-Stadt

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