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Das PortraitDas Redetalent

■ Muhamed Sacirbey

Bosniens Außenminister Muhamed Sacirbey erklärte am Wochenende seinen Rücktritt, nicht ohne Hintergedanken: Der populäre Politiker sagt den Fundamentalisten in der bosnischen Führung den Kampf an. Sacirbey hat nichts mehr zu verlieren. Denn bei den Friedensverhandlungen in Dayton scheint sich der bosnische Präsident Alija Izetbegović durchzusetzen, der auf einen islamisch geprägten Nationalstaat setzt. Während sich Izetbegović mit einem Rumpfstaat begnügen will, in dem nur die muslimischen Bosnier den Ton angeben, hält Sacirbey an einem multiethnischen Staat fest. Der 41jährige Sacirbey stammt aus einer angesehenen Sarajevoer Familie. Schon sein Vater stritt im kommunistischen Jugoslawien für eine radikale Demokratisierung der Gesellschaft, ohne Nationalismus. Dieses Engagement bezahlte Sacirbey senior mit mehrmaliger Haft. Er gab seinem Sohn den Rat, zu emigrieren. Nach Zwischenstopps in Österreich und Deutschland landete der damals 20jährige Jurastudent in New York. Wenig später gründete er dort ein Büro und erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Mit Kriegsausbruch in seiner Heimat organisierte Sacirbey einen alternativen Informationsservice für amerikanische Medien und wurde kurz darauf eine Art Pressesprecher der bosnischen Diaspora in den USA. Sein Engagement fand in der Heimat großen Anklang, und die Führung in Sarajevo sah in ihm den geeigneten Politiker, der aufgrund seines Redetalents und seiner guten Kontakte in den USA den jungen Staat in der UNO am besten vertreten könnte. Mit seinen unkonventionellen UNO- Auftritten und seinen scharfen Attacken gegen die Untätigkeit des Westens stieg Sacirbeys Popularität. Im Juni 1994 wurde der Wahlamerikaner zum neuen bosnischen Außenminister ernannt – auf Drängen seines Freundes Haris Silajdžić. Premierminister Silajdžić sah sich in seiner Regierungsmannschaft von radikalen Islamisten bedrängt und hoffte, durch Einbindung seines Freundes die Machtverhältnisse zu seinen Gunsten zu verändern.

Muhamed Sacirbey Foto: Reuter

Am 3. August trat Silajdžić aus Protest gegen die schleichende Islamisierung in der Regierungspartei SDA zurück – um zwei Wochen später wieder die Amtsgeschäfte zu übernehmen. Der Izetbegović-Flügel der Partei hatte ihm zugesichert, künftig einen moderateren Kurs einzuschlagen. Sollte Sacirbeys Rücktritt endgültig sein, sind auch die Tage von Silajdžić gezählt. Karl Gersuny

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