Das Portrait: Die Direkte
■ Heide Schmidt
Der österreichische TV- Talkmaster Hans Paul bejubelt sie zurückblickend als „intelligent, fair, völlig angstlos, ungewöhnlich ehrlich und geradezu atemberaubend direkt“. Kein Blatt vor den Mund nimmt Heide Schmidt, wenn es darum geht, sich jetzt im Wahlkampf gegen die Schmutzattacken des einstigen Verbündeten und Rechtsaußen Jörg Haider zu verteidigen. Heide Schmidt wurde 1948 als Tochter sudentendeutscher Heimatvertriebener in Kempten im Allgäu geboren. 1950 kam sie mit ihrer Mutter nach Wien, promovierte 1971 zum Dr. jur. und schaffte fünf Jahre später zusätzlich den Magistertitel der Wirtschaftsuniversität. Noch während des Studiums arbeitete sie als Juristin im Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Von 1977 bis 1988 leitete sie das Büro der Volksanwälte Gustav Zeillinger und Helmuth Josseck. Politisch engagierte sich Heide Schmidt von 1967 bis 1971 im Ring Freiheitlicher Studenten (RFW), 1973 trat sie der FPÖ bei. An das genaue Datum erinnert sie sich nicht mehr, denn „das ist ja kein Meilenstein gewesen“. Ihre Parteikarriere begann spät, war dafür aber um so steiler. 1987 zog Heide Schmidt als erste FPÖ-Politikern in den Bundesrat, die Länderkammer des österreichischen Parlaments, ein. Ein Jahr später wurde sie FPÖ-Generalsekretärin. 1990 wurde sie Nationalratsabgeordnete und sofort Dritte Präsidentin des Nationalrates. 1992 zog sie für die FPÖ in den Präsidentschaftswahlkampf und gewann über 16 Prozent der Heide SchmidtFoto: Reuter
Stimmen. In den folgenden Monaten wurde sie immer mehr zur innerparteilichen Kritikerin des immer weiter nach rechts driftenden Parteichefs Jörg Haider, vermied aber offene Konflikte. Doch Spöttern, wie dem Wochenmagazin Profil, das schon mal nachfragte, ob „Heide jetzt verhaidere?“, machte die überzeugte Liberale einen Strich durch die Rechnung. Mit dem von Haider initiierten Anti-Ausländer-Volksbegehren Ende 1992 kam es endgültig zum Bruch. Gemeinsam mit vier anderen gründete Heide Schmidt das „Liberale Forum“. Nach ersten Erfolgen bei Landtagswahlen erreichte das Liberale Forum bei den Wahlen zum Nationalrat vom Oktober 1995 6 Prozent der Stimmen und konnte 11 Abgeordnete stellen.
Über das Privatleben von Heide Schmidt ist wenig bekannt. Es gebe einen Ehemann, erklärte sie einmal trocken. Aber von dem habe sie schon seit Jahren keinen Gebrauch mehr gemacht. Kinder hätten sich deshalb nicht ergebn. Barbara Oertel
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