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Das PortraitLeben nach LSD

■ Albert Hofmann

„Erfinder“ Albert Hofmann Foto: dpa

Am 19. April 1943 hat sich das Leben des Schweizer Laborchemikers Albert Hofmann radikal geändert. Sein Protokoll dieses Tages: „Bei geschlossenen Augen ... drangen ununterbrochen phantastische Bilder von außerordentlicher Plastizität und mit intensivem, kaleidoskopartigem Farbenspiel auf mich ein.“ Albert Hofmann hatte durch Zufall die halluzinative Wirkung von Lysergsäurediäthylamid, kurz LSD, entdeckt. Geplant hatte der Sandoz-Chemiker die Herstellung eines Kreislaufstimulans aus dem Mutterkorn.

Am Anfang wurde LSD in der Psychoanalyse verwendet, um – wie Hofmann sagt – die Verkrustungen des Ich- Panzers aufzubrechen. LSD wurde die erste Droge des Starwesens. Cary Grant nahm sie, der frühere Verhaltenspsychologe und Harvard-Dozent Timothy Leary bestellte 1961 gleich eine Million Trips in der Schweiz. Er bekam sie nicht, aber der CIA interessierte sich für seine Forschungen. Amerika war im LSD-Rausch, Hofmann ein Star. Aber bis heute besteht er darauf, daß die Massenanwendung von LSD dem Charakter der Droge nicht entspricht. Er verteidigt ihren Gebrauch als „sakrale Droge“, als Mittel zum „mystischen Erleben“. Hofmann sieht sich in der Tradition romantischer Naturwissenschaftler. Unter streng ritualisierten Bedingungen ging er mit Ernst Jünger auf den Trip: Rausch ja, aber nur auf dem Sofa.

Die Karriere von LSD ging Ende der sechziger Jahre jäh zu Ende. Ein Katzenjammer nicht durch Entzug, sondern von Staats wegen: Totalverbot. Sandoz hatte schon 1966 auf die Produktion verzichtet – eine Imagefrage. Hofmann kritisiert das totale Verbot noch heute. Er bezweifelt zwar nicht, daß LSD ein umstrittenes Medikament war, hofft aber weiterhin auf künftige Forschung und eine Freigabe in ärztlicher Hand. Er selbst hat sich der Untersuchung LSD-ähnlicher mexikanischer Drogen zugewandt, ging auf Forschungsreisen und nahm an Drogenzeremonien teil.

Zu seinem 90. Geburtstag (den er heute feiert) empfiehlt Hofmann in einer kleinen Schrift das „Lob des Schauens“. Er hat in ihr Fotografien von Schmetterlingen versammelt, die auf der Rittimatte vorkommen, seinem Wohnort im Schweizer Jura. Von der Droge LSD zur Droge Natur: Im Betrachten der Tiere und Pflanzen, die es schon vor dem Menschen gab, will er das überwinden, was für ihn der Sündenfall ist: den Dualismus Mensch – Umwelt. Frank Hertweck

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