piwik no script img

Das PortraitDer Gescheiterte

■ Carlos Andrés Pérez

Es ist die Geschichte eines gescheiterten Comebacks. Als Carlos Andrés Pérez im Februar 1989 zum zweiten Mal Präsident Venezuelas wurde, da hatte der Sozialdemokrat einen blutigen Fehlstart: Schon wenige Tage nach seinem Amtsantritt mußte er ein Strukturanpassungsprogramm ankündigen, das treu den Vorgaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) folgte. Ergebnis waren die schwersten Unruhen seit Jahrzehnten.

Schon als Schüler hatte sich Carlos Andrés Pérez der sozialdemokratischen Acción Democratica (AD) angeschlossen. 1945, mit 21 Jahren, wurde er Privatsekretär des damaligen Präsidenten Romulo Betancourt. Ab 1946 saß er für die AD im Parlament und mußte nach dem Militärputsch 1948, bei dem er zunächst verhaftet worden war, für fast zehn Jahre ins Exil. Bei den Wahlen im Dezember 1973 setzte er sich als Präsidentschaftskandidat klar gegen seinen christdemokratischen Konkurrenten durch. Unter besten Bedingungen – nach dem Ölembargo der Opec waren die Erdölpreise gestiegen und die Staatseinnahmen Venezuelas hatten sich verdreifacht – konnte Pérez seine Präsidentschaft antreten, Sozialprogramme voranbringen, Wirtschaftszweige verstaatlichen.

Es mag in jener goldenen Zeit gewesen sein, da der Präsident Venezuelas sich als „Führer der Dritten Welt“ aufspielen konnte und immer mehr Gefallen an der Außenpolitik fand. Als Stellvertreter Willy Brandts in der Sozialistischen Internationale in den 80er Jahren etwa war Pérez entscheidend an deren politischer Lateinamerika- Offensive beteiligt. Doch nach innen war sein Stern längst gesunken: Die Verschuldung Venezuelas hatte sich mehr als verdoppelt, die Erdölpreise sanken, Proteste waren an der Tagesordnung. Als dann noch im November 1992 Gerüchte über die Veruntreuung von staatlichen Geldern aufkamen, war es vorbei. Am 20. Mai 1993 beschloß der Oberste Gerichtshof, ein Verfahren zu eröffnen. Der Senat stimmte zu. Damit war Pérez des Amtes enthoben.

Er selbst hat in dem drei Jahre andauernden Verfahren stets seine Schuld abgestritten: Die Gelder seien ordnungsgemäß, aber geheim verwandt worden, er dürfe darüber nichts sagen. Das Gericht glaubte ihm nicht. Am Donnerstag wurde Carlos Andrés Pérez zu zwei Jahren und vier Monaten Hausarrest verurteilt. Bernd Pickert

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen