Das Portrait: Der Märchenkönig
■ König Bhumibol
Vor fünfzig Jahren bestieg in Thailand ein junger, schüchterner Prinz den Königsthron. König Bhumibol – der neunte Rama der seit 1782 herrschenden Chakri-Dynastie – hatte in der Schweiz studiert und mußte sich erst wieder an die Formen bei Hofe gewöhnen: Die Untergebenen und Berater näherten sich der 18jährigen Hoheit nur kriechend. Da tat es nichts, daß die absolute Macht der Monarchie bereits 1932 abgeschafft worden war und der König nur die Rolle des obersten Repräsentanten des Staates innehatte.
Während mehr oder weniger demokratisch gewählte Regierungen ihren – durch zahlreiche Militärputsche unterbrochenen – Geschäften nachgingen, machte er sich in seinem Palast Gedanken darüber, wie das Volk lebte. Vor allem die Bauern des Landes hatten es in vielen Regionen des Landes schwer: Dürren und Überschwemmungen suchten sie heim.
Da begann der König, durchs Land zu reisen. Als er sah, daß die Bauern litten, ließ er königliche Entwicklungsprojekte einrichten, die vor Ort Hilfe bringen sollten. Selbst in seinem Palast ließ er Versuchsfelder anlegen und neue Reis- und Gemüsesorten testen. Und das Volk liebte ihn noch mehr, denn der König war nicht nur ranghöchstes Wesen nach Buddha und den Mönchen: er war ein guter Landesvater.
So schrieben es die Zeitungen. Wie die abendlichen Nachrichten zeigten sie eine Königsfamilie, die unermüdlich im Dienste des Landes arbeitete. Schlechtes über den Palast aber las man nie – was vielleicht auch damit zu tun hatte, daß „Majestätsbeleidigung“ immer noch den sicheren Weg ins Gefängnis bedeutete. Wer doch einmal eine Bissigkeit über die höchste Familie loswerden wollte, tat dies nur mit gesenkter Stimme. Auch ausländische KorrespondentInnen hielten sich zumeist an diese Regel, wenn sie nicht aus dem Lande verwiesen werden wollten. So war es und so ist es bis heute. Der dienstälteste König der Welt hat allerdings in den letzten Jahren begonnen, sich ab und zu öffentlich in die Niederungen der Politik herabzubegeben: zum Beispiel nach dem Massaker im Mai 1992, als er die Militärregierung und die Opposition vor laufenden Kameras ermahnte, von ihrem Konfrontationskurs abzugehen.
Ganz Thailand wird an diesem Wochenende das fünfzigjährige Jubiläum der Thronbesteigung König Bhumibols feiern, mit Musik, Tanz, religiösen Zeremonien und Kerzenmeeren. Jutta Lietsch
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