Das Portrait: Vom Exil in den afrikanischen Knast
■ Alpha Condé
Wohl um nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen vom vergangenen Dezember die Stabilität zu wahren, hält Guineas Staatschef Lansana Conté seit nunmehr fast zwei Monaten den charismatischen Oppositionsführer Alpha Condé in Haft. Condé wurde in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember, also unmittelbar nach dem Wahlgang, festgenommen. Er befand sich 1.000 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Conakry und wollte, als Marabout verkleidet, trotz der geltenden Schließung der Grenzen das Land Richtung Elfenbeinküste verlassen.
Kurz darauf wurde das Ergebnis der Wahl vom 14. Dezember verkündet. Demnach hatte Condé 16,6 Prozent der Stimmen erhalten und war damit an dritter Stelle gelandet, während Präsident Conté die absolute Mehrheit behielt. Der Führer der Oppositionspartei „Sammlung des guineischen Volkes“ (RPG) ist schon seit langem ein Gegner des Staatschefs. Bei der Präsidentschaftswahl von 1993 hatte er den zweiten Platz errungen. Seit April 1997 hatte er in Paris gelebt, nachdem er vom guineischen Staat in die Nähe eines Putschversuchs gerückt worden und beinahe einem Attentat zum Opfer gefallen war. Erst am 1. Dezember 1998 war er zum Wahlkampf in seine Heimat zurückgekehrt. Condés Verhaftung folgten Festnahmen mehrerer RPG-Abgeordneter und scharfe Proteste in mehreren Städten, bei denen es acht Tote gab. Auch im Ausland erregte seine Festnahme Ärger. In Paris entstand ein Solidaritätskomitee.
Heute ist Alpha Condé im Zentralgefängnis von Conakry, berüchtigt in der stalinistischen Ära des Landes, inhaftiert. Es werden ihm Umsturzversuch, Anwerbung von Söldnern sowie Tätlichkeiten gegen Sicherheitsbeamte und Bestechungsversuch vorgeworfen. Er darf nach Angaben aus Conakry keine Besuche seiner Angehörigen empfangen. Auch ist von möglichen Folterungen und der Gefahr einer Vergiftung die Rede. Immerhin hat die Regierung von Guinea eine Untersuchung über die Verhaftung und die Vorwürfe gegen Alpha Condé eingeleitet.
Somit herrscht in Guinea nach Contés Wiederwahl ein prekäres Gleichgewicht zwischen Rechtsstaatlichkeit und unbedingtem Ordnungswillen. Die politische Glaubwürdigkeit des alt-neuen Präsidenten wird nächstens von der Behandlung der inhaftierten Oppositionellen abhängen. Julius Effenberger
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