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■ Das Nobel-PortraitJeder weiß alles

Berlin (taz/AP) – Der US- Amerikaner Robert Lucas hat dieses Jahr den Nobelpreis für Wirtschaft bekommen. Der 58jährige kassiert damit umgerechnet 1,5 Millionen Mark. Die königlich schwedische Akademie kam bei der Begründung für die Preisvergabe richtig ins Schwärmen: Wie kaum ein anderer habe der Professor aus Chicago das Verständnis der Wirtschaftspolitik revolutioniert. Seine Theorien der „rationalen Erwartungen“ gehörten zum Standardwerkzeug jedes Wirtschaftswissenschaftlers. Nach dieser These sind die Menschen wohlinformiert und handeln streng rational.

Ein Beispiel: Ein Staat kurbelt die Wirtschaft mit Krediten an. Alle denken nun laut Lucas, daß die Inflationsrate steigt und auch hoch bleibt. Die Gewerkschafter fordern also zum Ausgleich für den Kaufkraftverlust höhere Löhne, die Reichen investieren weniger und bringen ihr Geld in ein anderes Land mit harter Währung. Damit verpufft die Wirkung des Konjunkturprogramms.

„Die Lehre aus diesen Theorien ist ein schlanker Staat, wie ihn die Konservativen vertreten. Lucas hat die neoliberale Wirtschaftspolitik theoretisch begründet, die sich derzeit weltweit durchgesetzt hat“, sagt Michael Bolle, Professor für internationale Wirtschaftspolitik an der Freien Universität Berlin. „Menschen verhalten sich jedoch nicht immer rational“, meint Michael Bolle. „Außerdem sind nur wenige gut informiert.“ rem

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