„Das Geheimnis in Siebenbürgen“ im ZDF: Zurück zu den Wurzeln
Wunden, die die Heimkehr aufreißt: „Das Geheimnis in Siebenbürgen“ (20.15 Uhr, ZDF) zeigt Landschaftsaufnahmen, trinkfeste Dorfrumänen und Musikgeklimper.
Ausgezehrt sieht er aus, dieser Lukas Schauttner (Oliver Stokowski), grau wie seine Anzüge, ein wandelnder Geist, auf der Flucht vor den Gespenstern der Vergangenheit. Er hat sich gut versteckt, in einem anderen Land, in einem neuen Leben mit Frau, Tochter und Einfamilienhaus. Doch sie werden ihn finden. Früher oder später finden sie jeden.
„Das Geheimnis in Siebenbürgen“ (Regie: Martin Enlen) erzählt die Geschichte einer Rückkehr wider Willen: Seine Berliner Beratungsfirma schickt Trauttner nach Rumänien, in das Land, dessen diktatorisches Regime ihn vor mehr als 20 Jahren von seiner Jugendliebe Mara trennte. In seinem Heimatdorf soll er eine Fabrik inspizieren, wird aber vor allem selbst begutachtet, als reicher Wessi, der sich doch tatsächlich in einem Café treffen will. „Hier besucht man sich gegenseitig, wenn man sich sehen will. Ist das in Deutschland nicht mehr üblich, oder was?“, fragt Mara (Dorka Gryllus), als sie sich im Dorfladen über den Weg laufen, zwei Fremde mit gemeinsamer Vergangenheit.
Was genau damals passierte, erfährt der Zuschauer nicht so genau: Krisselige Super-8-Rückblenden zeigen bruchstückhaft Bilder der Liebe, aber auch solche von Hass und Folter. In Trauttners Kopf kämpfen sie nun um die Oberhand. Nach seiner Ausreise hat er sich nie bei Mara gemeldet, weil er ihr den Verrat an seiner Familie anlastet – zu Unrecht, wie sich herausstellt.
Heimat, eines der großen deutschen Herzensthemen neben Fußball und der Deutschen Bahn, hat Besseres verdient als diesen Film, der vor der Schwere von Trauttners innerem Konflikt kneift, indem er ihn überzuckert mit Landschaftsaufnahmen, trinkfesten Dorfrumänen und Rosamunde-Pilcher-Musikgeklimper. Wie sich das existenzielle Drama kurz vor Ende plötzlich in Wohlgefallen auflöst, freut die herzkranke Oma im Fernsehsessel. Aber auch nur die.
„Das Geheimnis in Siebenbürgen“, Montag, 14. Mai, 20.15 Uhr, ZDF
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Trump und Putin
Bei Anruf Frieden
80 Jahre nach der Bombardierung
Neonazidemo läuft durch Dresden
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen