Darmstädter Oberbürgermeister Partsch: Ein Grüner mit Faible für Eastwood
Der neue Oberbürgermeister in Darmstadt heißt Jochen Partsch und ist ein Grüner. Für die bisher in der Stadt herrschende SPD war die Bürgermeisterwahl ein Debakel.
![](https://taz.de/picture/271813/14/ob_jochen_partsch_dpa0520.20110412-10.jpg)
FRANKFURT AM MAIN taz | "Ich reite in die Stadt, und alles andere ergibt sich" (Clint Eastwood). Das Zitat steht als Prolog auf der Homepage von Jochen Partsch (fast 49), der als Grüner am Sonntag die Oberbürgermeisterstichwahl im südhessischen Darmstadt mit 69,1 Prozent gewonnen hat.
Der im bayerischen Hammelburg (Unterfranken) geborene und erst 1994 wegen der Liebe nach Darmstadt gekommene Diplom-Sozialwirt siegte bravourös gegen den sozialdemokratischen Amtsinhaber Walter Hoffmann (30,1 Prozent). Im Gegensatz zum ersten Wahlgang vor zwei Wochen stimmten für Partsch 7.000 weitere DarmstädterInnen.
Das Wahlergebnis ist ein Debakel für die zerstrittene Darmstädter SPD, die seit Kriegsende die Stadtpolitik dominierte. Da die Grünen in Darmstadt auch aus der Kommunalwahl als stärkste Partei hervorgingen, steht auch die Mehrheit im Stadtparlament für den neuen grünen OB.
Jetzt kann sich die Partei ihren Koalitionspartner - SPD oder CDU - aussuchen. Wie immer es auch kommen mag: "Darmstadt wird jetzt Nachhaltigkeitsmetropole", heißt es aus dem grünen Kreisverband.
Rot-grün und wertkonservativ zugleich
Der in einem Landgasthof mit Metzgerei groß gewordene (noch) amtierende Darmstädter Sozialdezernent Partsch führt seinen Wahlsieg auf den "Wunsch der Menschen nach einer neuen Dynamik in der Politik" zurück.
Dass es auch in der Wissenschaftsstadt (ESA, TU) nach der Atomkatastrophe in Japan und vor allem mit Blick auf das nahe AKW Biblis "eine allgemeine Wechselstimmung" gegeben habe, räumt auch der unterlegene OB-Kandidat Hoffmann (SPD) ein. Deshalb, aber auch wegen diverser "Darmstädtereien" habe er so schlecht abgeschnitten.
Noch in der Wahlnacht verkündete Partsch, der sich selbst als rot-grün und wertkonservativ zugleich charakterisiert, die Bevölkerung bei anstehenden kommunalen Projekten in die Entscheidungsfindung einzubinden.
Anders als Clint Eastwood wird der neue Oberbürgermeister wohl nicht auf einem Pferd in der Stadt unterwegs sein. Eher zu Fuß oder auf dem Fahrrad. Auf einen Dienstwagen verzichtet der katholische Fan von Bayern München nämlich "ganz bewusst".
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