DREI FRAGEZEICHEN : „Größere Aufmerksamkeit“
En-Bi-Äi? Zwei Deutsche spielen Basketball. In der US-amerikanischen Liga NBA. Gegeneinander. Für hiesige Sportmedien ist das der Gipfel
taz: Herr Hecker, wieso wird die NBA für deutsche Medien erst wirklich interessant, wenn Deutsche mitspielen?
Anno Hecker: Die hiesigen Medien suchen nach Verbindungen zum deutschen Publikum. Und bei einem Spieler wie Dirk Nowitzki, der seit 1999 auf höchstem Niveau spielt, liegt es natürlich nah, ihn in den Vordergrund zu rücken.
Klar, Nowitzki ist ein Jahrhunderttalent. Aber kaum ist ein zweiter deutscher Spieler in der Liga, schwadronieren die Medien gleich vom „deutschen Duell“. Dabei hat Tim Ohlbrecht ganze 3 Minuten gespielt. Wieso musste die Partie derart germanisiert werden?
Ich denke, dass es etwas mit der Marke NBA zu tun hat. Die steht für den besten und spektakulärsten Basketball weltweit. Diese Marke wird von den Medien mit einem Deutschen verbunden. Das führt dann durchaus zu größerer Aufmerksamkeit hier.
Was machen denn die deutschen Sportmedien, wenn Ohlbrecht nur eine Eintagsfliege ist und Nowitzki bald mit kaputten Knien aufhört?
Na ja, der Deutschlandbezug ist dann weg und die Aufmerksamkeit wird auf jeden Fall sinken. Da hat Nowitzki durch seine überragenden Leistungen die Latte auch sehr hoch gehängt. Für ihn sind deutsche Fans extra nach Dallas geflogen. Er hat nach seinem Titelgewinn in Würzburg eine Parade bekommen. Da wird auf jeden Fall was wegbrechen.
INTERVIEW: DMITRIJ KAPITELMAN
■ Anno Hecker ist Sportchef der Frankfurter Allgemeinen Zeitung