DOKUMENTATION: Konrad Weiss, tritt ab!
■ Offener Brief des Unabhängigen Frauenverbandes
Mit äußerstem Befremden erfuhren wir aus der taz vom 8.6.1991 von Ihrem Schreiben an die Bundestagspräsidentin Frau Dr. R. Süßmuth. Ihr Verhalten steht in diesem Fall besonders deutlich in krassem Gegensatz zum Selbstverständnis der BürgerInnenbewegung. Sie mißachten hier einen Beschluß Ihrer eigenen Bundestagsgruppe, der festhält, daß Minderheiten in der Gruppe Gesetzesentwürfe einbringen können. Sie protestieren in Ihrem Brief gegen die eindeutige Aussage der Wahlplattform des Bündnis 90/Die Grünen, in der Konsens über die Forderung nach ersatzloser Streichung des Paragraphen 218 bestand. Mit ihrer damaligen Entscheidung zur Kandidatur haben sie diese Aussage de facto anerkannt, auf deren Basis Sie gewählt worden sind — darunter auch von einer Vielzahl von Frauen. Sie haben damit das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler mißbraucht und sie letztlich betrogen. [...] Sowohl die Aussage der Wahlplattform, als auch Ihr Brief widersprechen zutiefst dem Demokratie- und Politikverständnis der BürgerInnenbewegungen. [...] Es ist Zeit, daß Ihren Platz ein/e Kandidat/in der BürgerInnenbewegungen einnimmt, der/die [...] Wählerinnen und Wähler nicht verrät. [...] Hiermit entziehen die Frauen des Berliner Koordinierungsrates des UFV Ihnen ihr Vertrauen.
Berlin, den 10.06.1991
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