DOKUMENTATION: Rushdies Erklärung
■ Die Anschläge auf zwei Übersetzer der „Satanischen Verse“ beweisen: Die „Fatwa“ besteht weiter
Die Nachricht vom Mord an Hitoshi Igarashi erfüllt mich mit großer Trauer; seiner Familie gilt mein Beileid und mein tiefempfundenes Mitgefühl. Erst vor wenigen Tagen entging Ettore Caprilo, der italienische Übersetzer der Satanischen Verse, um Haaresbreite einem ähnlich abscheulichen Anschlag.
Es fällt schwer, keinen Zusammenhang zwischen diesen beiden Vorfällen zu sehen. Die Krise, die mit der iranischen Fatwa im Februar 1989 entstand, ist in jüngster Zeit aus den Nachrichtensendungen verschwunden; inzwischen ist es beinah unmöglich geworden, bei den britischen Medien das Interesse für die weiter anhaltende Bedrohung wachzuhalten. Trotz dieses Schweigens ist die Gefahr für alle, die in der Fatwa namentlich erwähnt sind, in Wahrheit sogar noch größer geworden. Einige vertreten die Ansicht (die britische Regierung gehört dazu), daß man gegen die Fatwa nur eines ausrichten könne, nämlich darauf zu warten, daß sie mit der Zeit in Vergessenheit gerät.
Der Mord an Igareshi und der Anschlag auf Capriolo zeigen allerdings, daß diese Hoffnung trügt. Deshalb appelliere ich an die britische, die italienische und die japanische Regierung sowie an alle Regierungschefs der Völkergemeinschaft — seien sie islamischen Glaubens oder nicht —, daß sie bei der iranischen Regierung mit deutlichen Worten vorstellig werden.
Das Völkerrecht, die Menschenrechte und das im Grunde großmütige Wesen des Islam verlangen, daß die Fatwa ausgesetzt wird, wenn nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben sollen.
Übersetzung: ww
Bericht auf Seite 8
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