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Archiv-Artikel

DIE WIRTSCHAFT WIRD DAS CO2-KONTINGENT EINHALTEN – SO ODER SO Atomkraft spart kein Kilo Klimagas

Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken als Klimaschutz – wie lächerlich. Um das zu belegen, muss man sich nicht einmal auf die technische Diskussion einlassen, wie viel Kohlendioxid beim Betrieb des Reaktors durch die Bereitstellung des Urans frei wird. Allein der Blick auf die Ökonomie reicht dafür aus. Denn ein länger laufender Atomreaktor in Deutschland verhindert kein einziges Kilogramm Treibhausgas.

Das hängt schlicht mit der Konstruktion des Kioto-Protokolls zusammen. Dieses gibt nämlich eine maximal zulässige CO2-Menge vor, die Deutschland ausstoßen darf. Und die Wirtschaft ist verpflichtet, diese Grenze einzuhalten – ob mit oder ohne Atomkraft. Bei Überschreitung werden saftige Strafzahlungen fällig. Also werden die Firmen diese Höchstgrenzen unter allen Umständen einhalten und entsprechend investieren.

Umgekehrt heißt das aber auch, dass die Wirtschaft das verfügbare CO2-Kontingent voll ausschöpfen wird. Logische Folge: Die zusätzlichen Strommengen der Atomkraftwerke würden lediglich den Druck auf die Industrie mindern, effizienter zu werden oder erneuerbare Energieanlagen aufzubauen . Wer anderes glaubt, hat Kioto nicht verstanden.

Oder er redet wider besseres Wissen. So, wie es die Atomlobby gerne tut, wenn sie von fehlenden Alternativen zur Nukleartechnik spricht, während sogar ihre eigenen Daten eine andere Sprache sprechen. Denn in den kommenden fünf Jahren werden bei Umsetzung des Atomausstiegs gerade 30 Milliarden Kilowattstunden an Jahresproduktion wegfallen. Im gleichen Zeitraum rechnet die Branche selbst jedoch mit einem Anstieg der jährlichen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien um 37 Milliarden Kilowattstunden.

So lösen sich bei nüchterner Betrachtung alle Argumente der Atomlobby schnell in Wohlgefallen auf. Die Bundesregierung wird mit ihrer Entscheidung über die Laufzeitverlängerungen des AKW Neckarwestheim nun offenbaren, ob sie mehr von der Lobby oder von der Vernunft geprägt ist.

BERNWARD JANZING