DIE WERBEPAUSE : Habt uns lieb
Die Landwirte haben es wohl einfach satt, als tumbe Tierschinder dazustehen. „Kein Bock mehr auf Klischee“, heißt es deshalb in einer neuen Image-Kampagne des Deutschen Bauernverbands. Auf die-deutschen-bauern.de zeigen sie Videos aus ihren Mastbetrieben. Dazu gibt es Statements wie: „Für das Wohl unserer Tiere sind wir da, 365 Tage im Jahr“. Das war’s. Keine Selbstkritik, nur ein Rundgang durch den Stall. Die offensichtliche Botschaft dahinter: Massentierhaltung ist gar nicht so schlimm und wird deshalb auch nicht verändert. Also habt uns bitteschön lieb. Besonders skurril: Die Stall-Webcam eines Bauern aus Schleswig-Holstein. Alle 20 Sekunden aktualisiert sich da das Bild der Schweine-Box auf der Webseite. Transparenz als Allheilmittel des Image-Doctorings? Nein, denn es wäre zu viel, hier von Transparenz zu sprechen. Eigentlich ist es sogar das Gegenteil: Die 20-sekündigen Einstellungen zeigen nämlich letztlich gar nichts und erzeugen nur die repräsentative Illusion von Offenheit. Ein weiteres Beispiel für die immer verbreitetere Ansicht: Eigentlich gibt es gar kein Problem, wir haben bisher einfach nur nicht richtig miteinander kommuniziert. Dass das Konzept Massentierhaltung mit Problemen wie Seuchen, Bewegungs- und Lichtmangel insgesamt fragwürdig ist – und sich daran auch nichts ändert, bloß weil der Verbraucher jetzt live dabei sein kann –, kommt den Initiatoren allerdings nicht in den Sinn. Denn trotz aller Hinweise auf Sauberkeit und Hygiene zeigen die Videos doch nur eines: Kacheln und Metallstäben. Und manchmal, siehe unten, noch nicht mal mit Schwein drin. Das wird vielleicht gerade von seinem Bauern gestreichelt. Kann ja sein. Oder halt, was liegt denn da auf Ihrem Teller? ERIK WENK