DIE WERBEPAUSE : Weihnachtszeit, Uhrenzeit, „Die Zeit“
Das ehrwürdige Zeit Magazin ist ja dieses Jahr 40 geworden und feierte sich mit einer eigenen Ausstellung. Auch wenn Literaturkritiker Hellmuth Karasek das Magazin, das er selbst mitaufbaute, „eine Auffangstelle für Farbanzeigen“ nennt, soll das Heft doch auch für guten Journalismus oder zumindest für intelligente Texte oder zumindest für Texte stehen. Dafür gibt es Altkanzler und Galionsfigur Helmut Schmidt oder Undercover-Partisan Günter Wallraff.
Umso ärgerlicher, dass das aktuelle Zeit Magazin, zum zweiten Mal in diesem Jahr, ein Uhrenheft ist. Aber klar, bald kommt der Weihnachtsmann, und: Weihnachtszeit, Uhrenzeit, Zeit. Schon im November 2009 ging es auf Uhren-Schatzsuche. Vielleicht finden Sie ja die 43.300 Euro teure Cartier Astrotourbillon? Der Text zum Thema beginnt mit dem Satz „Tatsächlich schauen Frauen Männern sehr wohl auf die Uhren.“ Nun ja. Immerhin: Harald Martenstein kolumniert nicht über Chronometer, und Sofia Coppola träumt auch von etwas anderem. Puh.
Natürlich ist das alles nicht neu. Für das Zeit Magazin vom Mai 2010 trugen sogar Wes Andersens Filmfiguren aus „The fantastic Mister Fox“ Uhren. So viel zur Trennung von Anzeige und redaktionellem Inhalt. Und auch das SZ Magazin macht ja alle Jahre wieder Modehefte. Aber wenn Texte nur noch schmückendes Beiwerk zu Anzeigen sind, fühlt sich auch der größte Uhrenliebhaber verarscht. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Mal wieder. DIA