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Archiv-Artikel

DIE WECHSELKURSBEWEGUNG KANN ZUM PROBLEM FÜR DIE USA WERDEN Von der Konkurrenz zum Konflikt

Die Finanzminister der sieben großen Industriestaaten haben auf ihrem Treffen vom vergangenen Wochenende Kooperation versprochen, um die unerwünschten Wechselkursschwankungen zu glätten. Doch solle die Kooperation angemessen sein und sich auf die Wirkung des Marktmechanismus verlassen.

Doch weniger als fünf Prozent der Devisenumsätze haben mit Handel und der Finanzierung von Investitionen zu tun – 95 Prozent sind kurzfristiger Natur und dienen häufig spekulativen Zwecken. Die ökonomischen Fundamente könnten also nur zur Geltung kommen, wenn die Finanzmärkte reguliert werden. Dafür setzt sich die Organisation der schwachen Länder, die Welthandelskonferenz der UNO, ein. Die Großen allerdings verdienen gut an den Wechselkursschwankungen, daher ist ihr Interesse an einer Stabilisierung eher mäßig.

Doch scheint die Wechselkursbewegung aus dem Ruder zu laufen. Seit der Einführung des Euros und wegen der Schwäche der japanischen Wirtschaft hat sich das System vieler Währungen in ein bilaterales Dollar-Euro-System verwandelt. Die USA nutzen den absackenden Dollarkurs als Mittel der Exportförderung und Importverteuerung. Die europäische Industrie hat das Nachsehen und beklagt sich entsprechend.

Aufgrund der Dollarschwäche gehen Länder wie China – das die zweitgrößte Währungsreserve der Welt hält – dazu über, diese in Euro zu tauschen. Wenn die Ölexporteure sich angesichts des Wertverlustes des Dollar entschließen sollten, die Ölrechnung in Euro und nicht mehr in Dollar auszustellen, hätten die USA ein Problem. Denn wo sollen sie bei einem Defizit ihrer Leistungsbilanz von mehreren hundert Milliarden Dollar die Euro-Devisen hernehmen, um Ölimporte ordentlich zu bezahlen? Die Währungskonkurrenz könnte sich zu Währungskonflikten zuspitzen. Allerdings kann die Regierung der USA damit locker umgehen. Denn ihre Probleme werden sofort zu Problemen der übrigen Welt, was man umgekehrt nicht sagen kann. ELMAR ALTVATER

Der Autor ist Politikwissenschaftler an der FU Berlin