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Archiv-Artikel

DIE VORWÜRFE GEGEN KOFI ANANS SOHN PASSEN WASHINGTON INS KONZEPT Ein Generalsekretär unter Druck

Kofi Annan war schlecht beraten mit seiner bislang rein reaktiven Informationspolitik zur Tätigkeit seines Sohnes Kojo bei der Genfer Firma Contecna. Das ist der mindeste Vorwurf, den sich der UN-Generalsekretär gefallen lassen muss. Wenn an dem ganzen Vorgang tatsächlich „überhaupt nichts Illegales“ ist und „keinerlei Interessenkonflikte vorliegen“, wie Annans Pressesprecher Fred Eckhard beteuert – warum hat die UN-Zentrale dann nicht gleich im Frühjahr, als die ersten Fragen, Verdächtigungen und Vorwürfe laut wurden, sämtliche Informationen auf den Tisch gelegt?

Oder sollte Kojo Annan seinem Vater die fortgesetzten Geldzuwendungen der Contecna tatsächlich bis letzte Woche verschwiegen haben? Völlig auszuschließen ist das nicht – aber der Weltöffentlichkeit glaubwürdig vermitteln könnte der Generalsekretär diese Version wohl kaum noch. Wenn überhaupt, wird die UN-Zentrale den Verdacht der Mauschelei oder gar Korruption nur noch aus der Welt schaffen können, wenn sie auch eine überzeugende Erklärung dafür liefert, warum sie den Vertrag nach der drastischen Kostenerhöhung durch das Unternehmen nicht wieder gekündigt hat.

Gleichzeitig überrascht nicht, dass die intern in der Bush-Administration schon seit Monaten bekannten Informationen über die Zahlungen an Kojo Annan erst jetzt von einem dem US-Präsidenten treu verbundenen Senator an die Öffentlichkeit lanciert wurden. Bis zur Wahl vom 2. November musste Bush damit rechnen, dass im Gegenzug Dokumente öffentlich bekannt werden, die die Involvierung seines Bruders in Korruption im Zusammenhang mit dem UN-Programm „Öl für Nahrungsmittel“ belegen. Jetzt, nach der gewonnenen Wahl, kann ihm eine eventuelle Veröffentlichung dieser Dokumente kaum mehr schaden.

Darüber hinaus mehren sich in Washington Stimmen, die darauf drängen, Kofi Annan – dessen Amtszeit noch bis Ende 2006 läuft – zum vorzeitigen Rücktritt zu bewegen. Der Grund: In Sachen Irak verhalte sich der UNO-Generalsekretär „nicht kooperativ“ und sei „zum Problem“ für die Bush-Administration geworden. ANDREAS ZUMACH