DIE VERSTEIGERUNG VON EMISSIONSRECHTEN IST DER RICHTIGE WEG : Nur was Geld kostet, besitzt einen Wert
Noch kommen Luftverschmutzer in Deutschland zum Nulltarif davon. Denn bislang wurden die Zertifikate, die Unternehmen zum Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid berechtigen, kostenlos ausgegegeben. Doch damit soll bald Schluss sein: Künftig sollen mindestens 10 Prozent aller Zertifikate versteigert werden.
Dass die Energiekonzerne und die großen Stromverbraucher der Industrie dagegen Sturm laufen, wundert nicht. Schließlich kommen rund 900 Millionen Euro Mehrkosten auf die Unternehmen zu, die sich im Zweifel in höheren Strompreisen niederschlagen. Aber: Bereits jetzt fließt der Preis der Zertifikate, die an der Börse gehandelt werden, in die Strompreiskalkulation der Konzerne ein. Insofern würde sich also nichts ändern.
Alle Papiere, die an den Finanzmärkten gehandelt werden, werden bei ihrer Ausgabe mit einem Wert belegt. Das gilt für Aktien, Optionen und Anleihen aller Art. Deshalb wäre es auch ökonomisch konsequent, wenn die Konzerne auch tatsächlich für die von ihnen verschmutzte Luft zahlen müssten – und zwar nicht nur für jede zehnte Tonne, sondern für die gesamte Menge. Schließlich führen die Emissionen zu Klimaschäden und belasten damit die gesamte Volkswirtschaft.
Dass die Strompreise für den Verbraucher weiter steigen, ist nicht zwangsläufig. Schließlich könnte der Staat, der ja einige Milliarden durch die Versteigerung einnimmt, die Stromsteuer senken. Das würde allerdings den energieintensiven Unternehmen nicht zugutekommen, weil sie bereits steuerlich begünstigt werden – und somit Argumente für Werkschließungen liefern.
Deshalb wäre es insgesamt besser, wenn die Milliarden für die Verbesserung der Energieeffizienz in den Unternehmen eingesetzt werden. Sparsamere Motoren, geringerer Rohstoffverbrauch und andere Klimaschutzmaßnahmen können steigende Kosten für Emissionszertifikate ausgleichen. Gleichzeitig würde der noch immer vor sich hin dümpelnde Zertifikatehandel belebt werden. Denn nur was einen Wert hat, wird auch wertgeschätzt. STEPHAN KOSCH