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Archiv-Artikel

DIE TELEKOM IST EIN BEISPIEL FÜR DIE RASANTE RATIONALISIERUNG Gnadenloser Kampf um Jobs und Kunden

Die Telekom ist kaum noch zu retten. Drei Fakten bringen die ökonomische Krise des rosa Riesen auf den Punkt. Die erste: Der Kurs der T-Aktie lag gestern Morgen bei 13,35 Euro – und damit noch unter dem Ausgabekurs dieser „Volksaktie“. Die Börse boomt, nur die T-Aktien verharren im Keller. Das sagt schon alles darüber, wie skeptisch die Zukunft der Telekom betrachtet wird. Zweitens und noch schlimmer: Selbst dieser miese Kurs ist nur zu halten, weil die Telekom ihre Gewinne und Teile ihrer Rücklagen ausschüttet, um die Aktionäre mit hohen Dividenden anzulocken. Statt zu investieren, muss das Unternehmen also seine Ressourcen verschleudern. Und drittens: Schon im ersten Quartal sind wieder rund 600.000 Telekom-Kunden zur Billigkonkurrenz abgewandert.

Die Telekom ist das gelebte Paradox: Als einstiger Staatskonzern mit unkündbaren Beamten muss sie sich auf dem schnellsten Markt der Welt bewegen. Der Wandel der IT-Technik ist so rasant, dass selbst die mobile Telekom-Konkurrenz kaum noch mithalten kann. Auch dort gibt es Pannen und Pleiten, wird umorganisiert und fusioniert.

Wenn das Telekom-Management jetzt 50.000 Mitarbeiter ausgliedern und ihre Löhne senken will, so illustriert dies nur besonders drastisch, was sich in der gesamten Branche der Telefondienstleistungen abspielt. Dort ereignet sich eine beispiellose Rationalisierung. Zehntausende von Stellen sind inzwischen weggefallen. Und der Trend wird sich fortsetzen. So könnten viele Techniker überflüssig werden, wenn alle Kunden nur noch via Internet telefonieren.

Im gnadenlosen Kampf um Kunden und Arbeitsplätze werden die Beschäftigten gegeneinander ausgespielt. Es ist nicht schwer, ihnen niedrige Löhne aufzudrücken, denn bei den Telefondienstleistungen gibt es keinen Branchen-Tarifvertrag. Entweder wird gar nicht nach Tarif gezahlt oder aber nach einem Gewirr von Haustarifverträgen. Die Telekom-Branche gilt noch immer als Zukunftsmarkt – wie überhaupt der gesamte Dienstleistungssektor. Es sollte jedem Beschäftigten zu denken geben, dass diese Zukunft offenbar mit niedrigen Löhnen gleichzusetzen ist.ULRIKE HERRMANN