DIE STIMMEN DER ANDEREN :
■ Le Monde (Frankreich)
Athen muss raus
Entweder die Länder der Europäischen Union erklären sich bereit in die griechische Wirtschaft zu investieren, damit das Land seinen Rückstand bei der Wettbewerbsfähigkeit, der sich im Vergleich zum Jahr 2002 um 35 Prozent vergrößert hat, zumindest teilweise aufholen kann. Oder man wird sich dafür entscheiden müssen, dass Griechenland aus der Euro-Zone austritt und die Drachme anschließend erheblich (um 50 Prozent) abgewertet wird. Diese Lösung mag hart sein, aber sie ist immerhin einer Fortsetzung der Sparpolitik vorzuziehen, die zwischen der Troika und Griechenland festgeschrieben ist. Eine solche Lösung wäre wahrscheinlich auch das Totengeläut für den Euro. Aber das Glöckchen ist angesichts der Krise in Spanien und der Rückkehr der Krise in Irland sowieso schon zu vernehmen.
■ The Economist (Großbritannien)
Waghalsige Politik Deutschlands
Nur wenn die Europäer ein gemeinsames Ziel verfolgen, wird die Anstrengung, den Euro zu retten, als legitim angesehen werden. Und nur wenn sie legitim ist, kann sie weiter bestehen. Das ist vor allem ein Test für die Bundesrepublik Deutschland. Die Kanzlerin Angela Merkel bleibt dabei, dass die Bedrohung eines Auseinanderbrechens des Euro gegeben sein muss, um eigensinnige Regierungen zu Reformen zu bewegen. Doch die waghalsige Politik Deutschlands nagt an der Überzeugung, dass der Euro tatsächlich eine Zukunft hat, was wiederum die Kosten einer Rettung erhöht und den Zusammenbruch der Euro-Zone beschleunigt, obwohl Merkel genau das verhindern will. Letztlich wird die Zukunft Europas in Berlin entschieden.
■ Die Wochenzeitung (Schweiz)
Rausschmiss wäre Katastrophe
Sollte sich Europa dazu entscheiden, jetzt an Griechenland ein Exempel zu statuieren, werden die Folgen für den gesamten europäischen Kontinent zerstörerisch sein und den Traum vom gemeinsamen Europa nachhaltig beschädigen. Sechs Jahrzehnte der europäischen Annäherung stünden mit einem Mal plötzlich zur Disposition. Der Kontinent würde hundert Jahre zurückgeworfen in die Zeit der konkurrierenden Nationalstaaten mit ihren hegemonialen Sphären. Es steht sehr viel auf dem Spiel. Man kann nur hoffen, dass sich die Verantwortlichen in den Hauptstädten Athen, Berlin und Brüssel ihrer historischen Verantwortung bewusst sind.
■ Diário de Notícias (Portugal)
Terroristische Wirtschaftspolitik
Diese Situation ist auch deshalb skandalös, weil die terroristische Wirtschaftspolitik von Deutschland die Hauptursache für die Panik an den Märkten ist. Der erzielte Effektivzins ist kein Verdienst der deutschen Wirtschaft, sondern vielmehr das Ergebnis einer unbeugsamen Politik, die Berlin der Euro-Zone via Spardiktat aufzwingt. Ein Zustand, in dem sich das Verbrechen für die Bundesrepublik Deutschland weiterhin lohnt, zumindest solange die Euro-Zone nicht implodiert. Unser Premier sprach sich gegen Euro-Bonds aus und stellte sich somit auf die Seite Deutschlands – und gegen die Meinung anderer krisengeschüttelter Länder. Diese Unterwürfigkeit ist unmoralisch und verstößt gegen nationale Interessen. Der Premier wurde gewählt, um unseren Interessen zu dienen und nicht, um sich so zu verhalten, als sei Portugal die westlichste Provinz Preußens.
■ El Mundo (Spanien)
Mangelnde Solidarität in Berlin
Die Anstrengungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Weg zur Einführung von Eurobonds versperrt zu halten, kann sich als kontraproduktiv erweisen. Selbst Länder wie Spanien, die mit ihren Reformen allen Ansprüchen der EU genügen, finden für ihre Anleihen keine vernünftige Finanzierung mehr. Was für Merkel eine Frage der Verantwortung sein mag, erscheint für viele andere als ein Beispiel mangelnder Solidarität. Denn es ist schockierend, dass Spanien und Italien von den Zinsen fast erdrosselt werden, während Deutschland seine Kredite zu den allergünstigsten Bedingungen erhält.
Quelle: eurotopics, dpa