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Archiv-Artikel

DIE POLITIK SOLLTE LIEBER ECHTE KÄMPFE MIT DER WIRTSCHAFT FÜHREN Aventis braucht Clement nicht

Sie können es nicht lassen, die Politiker. Kaum dringt ein Wirtschaftsereignis in Bild und „Tagesschau“ vor, mischen sie sich ein, wie nun im Fusionsfall Aventis. Der gegen eine feindliche Übernahmeofferte kämpfende Pharmakonzern Aventis hat seinen Gewinn deutlich gesteigert. Ein Anlass mehr für Clement und Koch, zu intervenieren.

Der politische Kampf um den früheren Hoechst-Konzern, der nach einer Fusion mit der „französischen“ Rhône-Poulenc nun vom „französischen“ Pharma-Multi Sanofi geschluckt werden könnte, ist kein Einzelfall. Den Baukonzern Holzmann versuchte die Bundesregierung vergeblich zu retten, nun sucht Kanzler Schröder angeblich einen starken Partner für den Börsenschwächling Deutsche Bank.

Womöglich ist das Kanzlerwort zu Aventis nur gut erfunden, glaubhaft ist es allemal. Dabei ist der Konzern längst heimatlos, Aktionäre mit bundesdeutschem Pass hoffnungslos in der Minderheit. Gewiss, Arbeitsplätze sind gefährdet, aber Einfluss oder gar Macht haben Politik und Staat hier nicht. Das eigentliche Motiv der Politiker dürfte daher wenig altruistisch sein. Es heißt Superwahljahr, und da wollen sich die Clements dieser Welt gut ins Bild bringen.

Statt in mediale Schaukämpfe sollten sich die Darsteller aber lieber in echte politische Kämpfe mit der Wirtschaft stürzen und versuchen, das Primat der Politik zu retten. Es gibt genügend gute Gründe für politischen Etatismus in der Volkswirtschaft. Konjunktur und Dauerarbeitslosigkeit verlangen längst nach Keynes und Marx, die Grundversorgung der Menschen ist gefährdet, weil sich der Staat bei Bahn und Strom zurückzieht.

Der reale Wettbewerb ohne Oligopole wird durch die im Mai in Kraft tretende Kartellnovelle in Berlin und Brüssel weiter geschwächt. Zu tun hätten Politik und Staat also viel, aber sie sollten die Finger davon lassen, wenn Multis sich paaren wollen. Dass solche Einmischung nichts bringt, außer Bilder in Bild und „Tagesschau“, hat die Vergangenheit gezeigt. Politiker schreckt das nicht – denn nur um die geht es ja. HERMANNUS PFEIFFER