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Archiv-Artikel

DIE GLOBALE KAMPAGNE GEGEN KINDERARBEIT ZEIGT: ES GEHT DOCH Die hässlichste Fratze der Armut

Der Kampf der Vereinten Nationen gegen die Ausbeutung von Kinderarbeit zeigt Wirkung. Dies ist der klare Erfolg eines internationalen Programms. Und es zeigt: Es geht doch. Langfristig will die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) sogar dafür sorgen, dass die Kinderarbeit ganz verschwindet. Doch das ist ein zweifelhaftes Ziel, mit dem Symptome, aber nicht Ursachen bekämpft werden.

Kinderarbeit ist die hässlichste Fratze der Armut. Wenn Kinder für ihr Überleben und das ihrer Familie arbeiten müssen, dann tun sie dies aus purem Überlebenskampf. Die westliche Beglückungsstrategie, Kinderarbeit nach und nach ganz abzuschaffen, entzieht ihnen dieses Einkommen oder drängt die Kinderarbeiter noch stärker in die Illegalität. Selbstgerecht könnten Industriestaaten dann auf eine saubere Statistik verweisen – gelöst wäre das Problem bei weitem nicht.

Der Kampf gegen Kinderarbeit muss deshalb immer von Schritten begleitet sein, die die Notwendigkeit der Kinderarbeit verringern. Anders, als es der ILO vorschwebt, gehört dazu auch, auf bessere Arbeitsbedingungen für Kinder hinzuwirken und sie dadurch in gewissem Maße zu akzeptieren. Es bedarf nicht der romantisierenden Einstellung, dass Kinderarbeit in anderen Kulturen üblich sei, um an ihren Fortbestand zu glauben – die Armut von Kinderarbeitern und ihrer Familien ist zu groß, die wirtschaftliche Unterentwicklung in solchen Regionen und Ländern zu krass.

Dennoch geht von dem internationalen Vorgehen der ILO auf jeden Fall der richtige Impuls aus: Kinderarbeit steht am Pranger. Das schlechte Image von Kinderarbeit hat gerade bei internationalen Konzernen die Sensibilität deutlich erhöht und zum Beispiel mit dem Rugmark-Teppichsiegel in Indien und Nepal zu einer spürbaren Verbesserung der Arbeitsbedingungen geführt. Aber nur etwa 10 Prozent der arbeitenden Kinder produzieren für den Export. Wichtig ist es deshalb, die Diskussion über Kinderarbeit in den betroffenen Ländern selbst zu fördern. Die spürbaren Erfolge in Lateinamerika zeigen, dass die globale Diskussion über Kinderarbeit Regierungen und Unternehmen dazu zu bringt, die Lösung der Probleme selbst in die Hand nehmen. TARIK AHMIA