DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : #Nein
WAS SAGT UNS DAS? Outfits von Frauen fordern „es“ nicht heraus. Darauf macht nun eine britische Kampagne aufmerksam
Kurze Röcke, rote Lippen – alles Einladungen, um „es“ herauszufordern. Dass diese Vergewaltigungsmythen nicht stimmen, versucht eine britische Kampagne nun endlich aufzuklären. Großflächige Plakate zeigen Frauen mit engen Kleidern, offenherzigen Ausschnitten oder grobmaschigen Strickpullovern.
Unter dem Hashtag #thisdoesntmeanyes will die Aktion darauf aufmerksam machen, dass niemand durch Kleidung oder Verhalten danach „fragt“, vergewaltigt zu werden. Sie wollen so Opfer unterstützen und deren Schamgefühle dem eigenen Schicksal gegenüber eingrenzen.
Eine Maßnahme, die mehr als notwendig ist. Legenden über sexuelle Gewalt werden allgemeinhin akzeptiert: Frauen seien oft selber schuld, weil triebgesteuerte Männer ihren Lockmitteln einfach nicht widerstehen könnten.
Doch Kleidung und Aussehen von Frauen spielen bei einer Vergewaltigung überhaupt keine Rolle. Sexuelle Gewalt ist selten Triebbefriedigung, sondern Machtausübung. Und in einer Gesellschaft, in der die männliche Macht noch immer die Oberhand hat, ist es dann auch nur konsequent, wenn Gewalt an Frauen tabuisiert wird und deren Ursachen mystisch bleiben.
Doch Verharmlosungen sind nicht nur falsch, sondern auch gefährlich. Sie beschuldigen das Opfer, sich nicht den sozialen Normen entsprechend verhalten zu haben, und setzen ihre Glaubwürdigkeit so herab. Täter werden geschützt und sexuelle Übergriffe damit heruntergespielt. Solange das Bild von sexualisierter Gewalt in der Öffentlichkeit nicht korrigiert wird, so lange bleibt es für Opfer schwer. Umso wichtiger, dass die britische Aktion nun zeigt, dass es kein Verhalten von Frauen gibt, das eine Vergewaltigung rechtfertigen würde. MAB