DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Quetschzone
WAS SAGT UNS DAS? Ein Schild aus Großbritannien mahnt uns, unseren Körper zu achten
Jedes Jahr am Strand oder in der Fußgängerzone das gleiche Getuschel: Siehst du die da drüben? Die menschliche Presswurst. Zu viel Fleisch für zu wenig Stoff. Hüftspeck in Knallpink gequetscht. Bierbäuche über Badehosenbündern.
Unser Verhältnis dazu: zwiespältig. Abscheu versus Angst, es selbst nicht besser zu machen, versus dass doch bitte jeder anziehen können soll, was er oder sie möchte. An der Grenze, dem Dreiländereck von Furcht, Ekel und Aufgeklärtheit, steht nun dieses Schild: „When it’s hot please dress for the body you have, not for the body you want thanks.“ Also eigentlich steht es in Cornwall, dem untersten Zipfel des Vereinigten Königreichs. Britischer Humor. Gelassen darauf hinweisend, dass manches vielleicht nicht gut aussieht, aber, hey, ob du das trägst, ist noch immer deine Entscheidung. Der Satz ist auch eine Erinnerung daran, dass unsere Körper eventuell gar nicht wie Würste behandelt werden und in Leggins, Röhrenjeans und Hemden gestopft werden wollen. Und der Spruch spiegelt auch die gefühlte Wahrheit wider. Schöner wäre die Welt, wenn jeder einfach seine tatsächliche Kleidergröße kaufen würde und sich nicht zum Pressen genötigt sähe. Leider ist das Schild eine Fälschung. Eine der kleinen täglichen Utopien des Internets. Schade. ANM