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Archiv-Artikel

DIE GESELLSCHAFTSKRITIK Nüchterne Weihnacht

WAS SAGT UNS DAS? In Großbritannien sollen Eltern im Supermarkt keinen Alkohol mehr kaufen dürfen – wenn ihre minderjährigen Kinder dabei sind. Dabei darf es nicht bleiben

Von AW

Tracey Trigg aus Boston, England wollte nur für Weihnachten einkaufen: Lebensmittel, ein bisschen Bier, ein wenig Wein. Doch die Mitarbeiter der britischen Supermarktkette Asda ließen sie damit nicht durch die Kassen kommen. Sie könnten – so rechtfertigten sie sich – mit 80 Pfund Strafe belegt werden, wenn sie jemandem Alkohol verkauften, bei dem es berechtigte Hinweise gebe, er werde diesen an Personen unter 18 weitergeben.

Nun hatte Tracey Trigg, von Beruf übrigens Sozialarbeiterin, zwei ihrer Kinder dabei: den 24-jährigen Josh und die 13-jährige Ella. Sie sollten ihr beim Tragen der schweren Einkaufstaschen helfen. Was sie nicht eingepackt hatten, waren ihre Personalausweise. Tracey Trigg fragte empört, ob ihre Kinder in Zukunft vor der Tür der Asda-Märkte auf sie warten müssten. Doch die Geschäftsleitung der drittgrößten Kette auf der Insel gab ihren Angestellten Rückendeckung.

Naheliegend ist der Verdacht, Asda verhalte sich aus einem ganz anderen Grund so superkorrekt. Die britische Polizei macht nämlich die seit der Gesetzesänderung im Jahr 2005 erlaubten 24 -Stunden-Alkoholverkaufszeiten für Verwahrlosung und Enthemmung auf den Ausgehmeilen des Königreichs verantwortlich und spricht von einem gescheiterten Experiment.

Interessant wäre es, das Experiment umzukehren und die Kinder über die Trinkmengen ihrer Eltern entscheiden zu lassen: Dann könnte Tracey Trigg ganz entspannt zu Hause bleiben und abwarten, wie schwer ihr Nachwuchs für ihre Rauschbedürfnisse zu schleppen bereit ist. AW