DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Just came to say ello
WAS SAGT UNS DAS? Pseudonyme, keine Werbung, schönes Design: Das soziale Netzwerk Ello soll alles besser machen
Klar. Schön. Einfach. Seit Tagen begeistert Ello die Avantgarde der internationalen Netznutzer. Und auch die Reihe dahinter: Pro Stunde – heißt es – meldeten sich zwischenzeitlich 35.000 neue User an. Endlich, endlich wäre da dieses soziale Netzwerk, mit dessen Hilfe es Facebook an den Kragen gehen könnte.
Doch natürlich kann man, wenn ein solcher Dienst aufpoppt, der mal wieder alles gut und besser und richtig machen will, die Luft anhalten und von zehn runterzählen, bis die Kritik kommt. Und es geht jetzt schon los: Ello sei ein zentralistisch organisiertes Netzwerk, das am finanziellen Tropf von Investoren hängt, kritisierte der digitale Sozialunternehmer Aral Balkan. Die Bloggerin Anne Roth wirft hinterher, das Netzwerk wäre gar nicht so datenschutzfreundlich, wie es sich auf den ersten Blick dargestellt würde: Persönliche Informationen würden nicht an Dritte verkauft, sondern lediglich mit Zweigfirmen geteilt.
Das Beste an Ello ist ohne Zweifel: Es erinnert. Es erinnert an die Zeit, als das Netz im Allgemeinen und soziale Netzwerke im Speziellen noch kein Ort waren, in dem jeder verfügbare Quadratzentimeter mit Werbung zugebombt wurde. Es weckt die Hoffnung, dass vielleicht noch nicht alles zu spät ist, dass man das Netz vielleicht doch noch entsauen kann, wenn man neu anfängt. Mit einem neuen Dienst.
Klar. Schön. Einfach. Gut, wenn alle anderen auch da sind. Funktioniert nur nicht, wenn man sich ernsthaft für Datenschutz interessiert. Weil es keinen Dienst geben wird, der diesen respektiert, gratis ist und dann auch noch funktioniert.MLA