DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Verstrahlte Stängel
WAS SAGT UNS DAS? In Warschau wurden radioaktiv kontaminierte Zigarettenschachteln gefunden
Rauchen kann tödlich sein. Rauchen verursacht Lungenkrebs. Jeder, der lesen kann, kennt die Warnhinweise. Und Analphabeten werden die dramatischen Schockfotos von ausländischen Tabakwaren kennen. Dass Zigaretten nun aber auch unter Umständen radioaktiv verseucht sein könnten, das ist eine neue Erkenntnis vom Warschauer Flughafen Okecie.
Dort wurden am 9. Juni radioaktiv kontaminierte Zigarettenschachteln gefunden, die mit Steuerbanderolen und polnischen sowie deutschen Warnhinweisen versehen waren. Im September folgte eine Warnung an deutsche Zollämter, wie dpa am Sonntag berichtet.
Gefunden wurden die Schachteln, in denen mit Jod 125 verseuchte Metallplättchen lagen und deren Deckel zusätzlich mit Strontium 90 verstrahlt waren, in einer Kiste mit gefrorenen Krabben.
Wie viele der 80 Milliarden Zigaretten, die in Deutschland jährlich geraucht werden, nun davon betroffen sein könnten, das ließe sich laut Behörden momentan nicht überprüfen. Bekannt ist nur, dass die vergifteten Zigaretten zur Verbrennung der Atemwege führten. Tote gäbe es aber noch keine. Ob sich die Raucher, die der Lungenkrebs nicht juckt, von dem bisschen Strahlung beunruhigen lassen?
Man mag es kaum glauben, klingt die späte Mitteilung doch eher nach einem Sci-Fi-Märchen, das man Stammkunden der Kippenschmuggler im polnischen Grenzgebiet erzählt, damit sie sich ihre Todesstängel für den doppelten Preis an deutschen Kiosken kaufen – und die Steuergelder schön hier bleiben (75 Prozent des Kaufpreises). Auf der Abrechnung des Kalenderjahres 2014 sieht das sicher nicht schlecht aus. Und töten können die „deutschen“ Zigaretten auch, weniger originell vielleicht, dafür aber auf sicherem Wege: mit dem guten alten Krebs. FAY