DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : An die Pinnwand genagelt
WAS SAGT UNS DAS? Yik Yak, ein hyperlokales Netzwerk, eignet sich besonders gut, um seinen Hass abzuladen
Noch ein soziales Netzwerk. Brauchen wir das? Anscheinend schon. Die Smartphone-App Yik Yak soll gerade der Trend an US-amerikanischen Schulen und Universitäten sein.
Das Prinzip der App ähnelt dem des Kurznachrichtendienstes Twitter, jedoch mit zwei entscheidenden Unterschieden: Die Nachrichten können nur von Nutzern gelesen werden, die sich im selben 16-Kilometer-Radius befinden wie der Verfasser. Ideal also für einen Schulhof oder Campus. Zudem sind die Verfasser per se anonym, die Kommentare stehen namenlos in einer Liste und können wie bei Reddit von anderen per Klick nach oben oder unten gewählt werden.
Klingt gut. Denn theoretisch könnte ein Netzwerk wie Yik Yak mit vielen kleinen regionalen Foren einer überregionalen Plattform wie Facebook die Stirn bieten. Noch vor Facebook und StudiVZ nutzte beispielsweise jeder an meiner Schule eine soziale Website namens Portey.de, die sich nur in unserem Landkreis in Rheinland-Pfalz etabliert hatte. Das hat natürlich den Vorteil, dass man Freunde deutlich schneller findet als in einem Riesenportal wie Facebook. Events, die im Netzwerk veröffentlicht sind, beziehen sich dann auch nur auf die Region der Nutzer.
Genauso hätte das hyperlokale Netzwerk Yik Yak auch zu einem bereichernden sozialen Medium werden können. Hätte. Denn die App hat ein ganz entscheidendes Manko: Sie scheint das Absetzen von Mobbingposts, rassistischen und homophoben Hasskommentaren und gar Amoklauf-Drohungen zu befeuern. „Columbine war nichts, ich habe Zugang zu Waffen und werde die Drake-Universität aufmischen“, drohte laut der Polizei in Des Moines ein Student zuletzt via Yik Yak.
In einer Onlinepetition forderten bereits 53.000 Personen ein Verbot der App, und die Betreiber sperrten sie bereits für einige Schulen und Hochschulen. Das Phänomen Mobbing gab es natürlich schon vor den ganzen sozialen Netzwerken. Wir brauchen nur keine virtuelle Plattform, die auch noch prädestiniert ist, Hass zu schüren.
NORA PFÜTZENREUTER