DIE ELFENBEINKÜSTE ZEIGT: WANDEL DURCH VERHANDELN IST MACHBAR : Beharrlichkeit lohnt sich
Wenn in der Elfenbeinküste jetzt eine Regierung der Nationalen Einheit ihr Amt aufnimmt, ist dies nicht nur für Afrika ein gutes Zeichen. Es ist in Zeiten des drohenden Irakkrieges ein gültiger Beweis dafür, dass es auch für komplexe Krisen eine politische Lösung geben kann. Nachdem die in Frankreich ausgehandelten Friedensvereinbarungen für die Elfenbeinküste im Januar gescheitert waren, haben ivorische und ausländische Vermittler nach immer neuen Wegen für eine neue Friedenslösung gesucht. Ihr Beharrungsvermögen ist bewundernswert. Die Bemühungen zum Wiederaufbau und zur politischen Reform eines der wichtigsten Länder Afrikas müssen nun genauso beharrlich verfolgt werden.
Man mache sich nichts vor: Ein halbes Jahr Bürgerkrieg hat in der Elfenbeinküste und der gesamten Region Schäden hinterlassen, deren Reperatur Jahre dauern wird. Jenseits der wirtschaftlichen Probleme hat die vom Staat geduldete Ausbreitung rassistischer Hetze in der Elfenbeinküste soziale Verwüstungen ungeahnten Ausmaßes angerichtet. Einst war das reiche Land begehrtes Ziel für Arbeitsmigration aus ärmeren westafrikanischen Staaten – heute wollen die Einwanderer nur noch nach Hause, aber ihre Heimatländer bieten kaum wirtschaftliche Perspektiven. Und in den Krisengebieten der Elfenbeinküste selbst haben sich verunsicherte Bevölkerungen aus Angst vor Krieg und Armut nach Herkunft und Familie sortiert und gewachsene soziale Zusammenhänge aufgegeben. Die schon vor dem Krieg in Gang gesetzte, aber durch den Krieg beschleunigte Abkehr von der Multikulturalität und von der Durchmischung von Ethnien und Nationen mitten in der Vielvölkerregion Westafrika ist ein gewaltiger zivilisatorischer Rückschritt, an dem die gesamte Region noch viel leiden wird.
Es läge an den Geberländern, die – EU voran – schon Schlange stehen, hier mit weitsichtigen Integrationsprogrammen gegen spalterische gesellschaftliche Tendenzen aktiv zu werden. Dabei müssen sie auch bereit sein, sich gegen lokale Politiker mit anderen Interessen zu stellen. Denn selbstverständlich sind auch nach dem Friedensschluss die Kriegstreiber der Elfenbeinküste nicht einfach verschwunden. Sie warten nur auf ihre Stunde. Und die militärischen Garanten der ivorischen Friedensverträge, also die UNO, Frankreich und die Länder Westafrikas, werden möglicherweise noch alle Hände voll zu tun haben.
DOMINIC JOHNSON