DIE DREI FRAGEZEICHEN : „Jetzt absagen!“
WAS SOLL DAS DENN? Die „Bild“ spendiert zum 60. Geburtstag allen deutschen Haushalten ein Gratisexemplar. Ein Unding, sagen Kritiker. Jetzt naht Rettung
taz: Herr Schulze, was stört Sie so sehr an der Bild -Aktion, dass Sie eine Gegeninitiative gestartet haben?
Sebastian Schulze: Abgesehen vom ohnehin fragwürdigen Inhalt der Bild-Zeitung stört uns, dass sich die Macher als Gutmenschen hinstellen, die kostenlos Zeitungen verteilen. Tatsächlich bringt der Bild diese Werbeaktion mehr Geld ein, als es sie kostet. Für das Gratisexemplar bekommt sie höhere Einnahmen von ihren Werbepartnern. Die Anzeigenkunden hoffen natürlich, dass sich 41 Millionen Haushalte ihre Werbung ansehen.
Was muss man tun, wenn man am 23. Juni keine Bild bekommen möchte?
Man muss auf unsere Webseite www.alle-gegen-bild.de gehen. Gleich auf der Startseite findet man einen Button: „Jetzt absagen!“ Dort kann man ein kurzes Onlineformular ausfüllen, mit dem der Unterzeichner dem Springer Verlag untersagt, die Bild-Ausgabe an ihn zu verschicken. Die Untersagung ist für den Verlag rechtlich bindend und so formuliert, dass sie nicht als üble Nachrede oder Ähnliches bezeichnet werden kann. Man kann auch noch persönliche Gründe in die Mail schreiben. Die sollten möglichst neutral und nicht beleidigend formuliert sein.
Schadet die Aktion der Bild, oder machen Sie dadurch nicht eher kostenlos Werbung für das Springer-Jubiläum?
Die Gefahr besteht bei solchen Aktionen natürlich immer. Ich denke, wir werden mit unserer Initiative ohnehin die Leute erreichen, die sich sicher beteiligen werden. Und je mehr absagen, desto weniger Werbeeinnahmen bekommt die Bild. Außerdem verursacht das Ganze intern einen großen logistischen Aufwand. INTERVIEW: ERIK WENK
■ Sebastian Schulze, 25, ist Mitglied der Initiative „Alle gegen BILD“