DIE DREI FRAGEZEICHEN : „Nicht die Zukunftsutopie“
ESSEN DER ZUKUNFT? Die Nasa steckt 125.000 US-Dollar in ein Projekt, das Pizza und andere Gerichte mittels 3-D-Drucker herzustellen versucht
taz: Frau Vogel, Essen mit dem 3-D-Drucker ausdrucken – das klingt nach Science-Fiction …
Marlene Vogel: Wenn man heute von 3-D-Druckern spricht, meint man, aus Rohmaterial ein anders geformtes Objekt herzustellen. Wie beim normalen Drucker muss man beim 3-D-Drucker vorher etwas reinfüllen, damit was rauskommt. Bei vielen Materialien entsteht durch die Veränderung der Form auch die Funktion – Dinge aus Plastik können ganz unterschiedliche Funktionen haben. Beim Essen ist das anders – ein Plätzchen schmeckt immer gleich, egal ob es eine Herz- oder eine Sternform hat. Essen ausdrucken heißt, Trockenpulver zu fertigen Gerichten zu verarbeiten. Also eigentlich ähnlich wie in einer Fabrik, die Fertigpizza herstellt – da kommt auch der Teig aus einer Maschine. Im Unterschied dazu gibt es aber auf Raumstationen keine frischen Zucchinis – darum halte ich es für eine nette Idee, Astronautennahrung so zu formen, dass sie ansehnlicher wird und auch im Geschmack variiert.
Ist der Begriff 3-D-Drucker dann überhaupt angebracht, wenn die Fertig-Essen-Maschine im Grunde funktioniert wie der normale Kaffeeautomat?
In letzter Zeit wird viel als 3-D-Druck bezeichnet, was eine Art von automatisierter Fertigung ist. 3-D-Drucker werden seit 25 Jahren in der Industrie eingesetzt. Inzwischen nimmt die gebrauchsfertige Nutzung für den Normalverbraucher zu – man kann sich damit zum Beispiel eigene Handyschalen oder Schmuck designen. Bestimmte Dinge sind dabei in den Medien besonders beliebt – so wie ausgedruckte Waffen, Prothesen oder Essen.
Wird das Essen aus dem „Drucker“ irgendwann die wachsende Weltbevölkerung ernähren können, so wie die Nasa schreibt?
Künstlich hergestellte Nahrung gibt es schon eine ganze Weile – meistens ist sie nicht so beliebt. Die meisten Menschen bevorzugen natürliche Produkte. An sich ist es aber eine gute Idee, Produkte durch Trocknen haltbar zu machen – wie zum Beispiel die berühmte Tütensuppe, die hält ewig. Trotzdem denke ich nicht, dass es die Zukunftsutopie ist, dass alle Menschen Tütensuppe essen. INTERVIEW: MVS
■ Marlene Vogel, 34, ist Physikerin an der FU Berlin und Mitgründerin von Trinckle 3D, einem Onlinemarktplatz und Druckservice für 3-D-Objekte