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Archiv-Artikel

DIE DREI FRAGEZEICHEN „Verschweigen bringt nichts“

HILFT DAS? In Pasewalk kämpft ein Aktionsbündnis gegen Neonazis, anstatt das Problem kleinzureden. Außer dem Bürgermeister reagiert die Lokalpolitik aber verhalten

Von JPB

taz: Herr Dambach, Sie sind am Samstag gegen Neonazis auf die Straße gegangen, die überhaupt nicht aufmarschieren wollten?

Rainer Dambach: Genau. Unser „Karneval der Demokratie“ war mit 300 Leuten sehr gut besucht. Wir haben Stolpersteine verlegt und über Strategien gegen rechts diskutiert. Vor einem Jahr gründete sich das Aktionsbündnis für ein weltoffenes Vorpommern, weil die NPD mit ihrem Pressefest nach Pasewalk kam.

Und ab heute gehört die Straße wieder den Neonazis?

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald hat die NPD viele Wähler und teils zweistellige Wahlergebnisse. Aber wir haben es in den letzten Wochen immer wieder geschafft, spontan gegen deren Wahlkampftour zu demonstrieren. Früher war der Widerstand nur vereinzelt. Das Bündnis hat sich bewährt.

Macht es Sie zum Feindbild von PolitikerkollegInnen, dass Sie anstatt wegzugucken so offensiv gegen Neonazis vorgehen?

Früher meinten viele, das Problem verschwinde, wenn man es ignoriert. Das hat sich etwas gewandelt, aber die Bestrebungen gibt es noch immer. Von unseren 25 Stadtvertretern waren am Samstag nur drei da. Aber verschweigen bringt gar nichts, dann wächst das Problem umso mehr. Man muss es richtig offen machen, und auch die demokratischen Kräfte müssen sich deutlich damit auseinandersetzen, mit Bildungsarbeit und Aufklärung gegen dumpfen Rassismus.

INTERVIEW: JPB

■ Rainer Dambach (parteilos), 61, ist seit 2002 Bürgermeister von Pasewalk