piwik no script img

Archiv-Artikel

DIE DREI FRAGEZEICHEN „Eine Art Denkmalschutz“

WAS? In Island haben Aktivisten verhindert, dass eine Straße durch eine sogenannte Elfenkirche gebaut wird. Dafür wird der Lavastein nun an einen anderen Ort verlegt

Von AGR

taz: Herr Müller, in der isländischen Stadt Garsabær wird nun doch wie geplant eine Straße gebaut, die „Elfenkirche“, ein Lavastein, der auf der geplanten Route liegt, wird aber versetzt. Haben Sie von diesem Fall schon gehört?

Wolfgang Müller: Nein, aber so was passiert in Island ständig. Einerseits spielen Steine und Felsen mythologisch gesehen eine Rolle und genießen eine Art Denkmalschutz. Wären es Gebäude, würde man die ja auch nicht einfach beiseiteschieben. Deswegen gibt es so oft Protest. Manchmal haben solche Berichte aber auch eine andere Ursache, als sie in deutschen Medien dargestellt werden. Bei manchen Bauprojekten, die scheitern, wird dann der Verweis auf die Elfen als eine poetische Umschreibung der technischen Unmöglichkeit genutzt. Eigentlich geht es da aber nur um Vetternwirtschaft.

Garsabær liegt bei Hafnarfjörsur, das als Hochburg der Elfenkultur gilt. Was ist so besonders an dem Gebiet?

Um Hafnarfjörsur herum und in der Stadt gibt es verschiedene Felsformationen und Lavagesteine. Die Elfenbeauftragte Erla Stefansdottir wurde gefragt, ob sie nicht mal aufzeichnen will, wo da überall Elfen leben. Die hat ja Antennen dafür.

Es ist oft zu lesen, dass die Elfen böse werden oder Flüche aussprechen. Stimmt das?

Ja, das kann schon sein. Elfen, Trolle und Zwerge sind ja keine Engel. Die sind eher menschenähnlich. Aber man kann das Ganze auch uminterpretieren. Zum Beispiel, wenn etwas nicht so funktioniert wie gedacht. Da werden Grenzen aufgezeigt, die vorher nicht sichtbar waren.

FRAGEN: AGR

■ Wolfgang Müller, Jahrgang 1957, lebt als Künstler in Berlin und Reykjavík. Sein Buch „Neues von der Elfenfront“ erschien 2007 bei Suhrkamp