DIE DEUTSCHEN OPEL-STANDORTE SIND NACH WIE VOR NICHT GESICHERT : Ohne schwarze Zahlen keine Zukunft
Die eigentliche Hiobsbotschaft für das Stammwerk von Opel in Rüsselsheim kam gestern vom Europäischen Arbeitnehmerforum von General Motors (GM). Entgegen den von Arbeitnehmervertretern von Opel in Deutschland und von GM Europe in Zürich lancierten Meldungen, wonach in Detroit schon längst entschieden worden sei, dass die neue Mittelklasse von GM in Europa bei Opel in Rüsselsheim und nicht bei Saab in Schweden gebaut wird, ist das Rennen um die Produktionsvergabe nach wie vor offen.
Bekommt Saab den Zuschlag für den Bau des Saab 9.3 und auch des neuen Vectra, dessen aktuelle Version noch in Rüsselsheim gebaut wird, dürfte es mit dem längst beschlossenen Abbau von rund 9.500 Stellen an den drei westdeutschen Standorten von Opel bis Ende 2007 nicht getan sein. Schließlich kämpfen auch die Arbeitnehmervertreter in Bochum im Wettbewerb mit anderen Standorten von GM in Europa noch um den Zuschlag für die Produktion des neuen Astra. Und für das Komponentenwerk in Kaiserslautern besteht noch immer die Option, die einzelnen Fertigungsstätten des gesamten Komplexes dort zu verkaufen, falls sich Interessenten dafür finden (lassen). Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz muss also vielleicht bald erneut vor die schon arg ausgedünnte Belegschaft treten und den Abbau weiterer Stellen in Deutschland oder gar eine „sozialverträgliche“ Werkschließung verkünden.
Dabei steht noch nicht einmal fest, ob sich im Rahmen des bereits beschlossenen Restrukturierungsprogramms bis Ende 2007 noch weitere Arbeitnehmer von Opel in Bochum dazu bereit erklären, die angebotenen Abfindungen zu nehmen und den Konzern „freiwillig“ zu verlassen. Das wird davon abhängen, ob die Beschäftigungsgesellschaften in der Lage sind, ehemalige Opel-Arbeiter in neue Jobs zu vermitteln. Zweifel sind angebracht. Wenn nicht, wird es wohl doch noch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Und zusätzliche Entlassungen oder gar eine Werkschließung vielleicht 2010 können dann ganz bestimmt nicht mehr über Abfindungen und neue Beschäftigungsgesellschaften abgewickelt werden.
Entschieden wird ohnehin ausschließlich in Detroit. Schreibt Opel nicht bald schwarze Zahlen, wird der Konzern das Restrukturierungsprogramm für Europa gnadenlos fortschreiben – bis hin zur Eliminierung der Marke Opel am Markt. Entsprechende Überlegungen kursieren schon länger bei GM Europe. Schließlich kämpft der Gigant GM auch auf dem heimischen US-Markt ums Überleben. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT