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DFB-PokalJena wirft Stuttgart raus

Carl Zeiss Jena steht zwar in Liga zwei auf einem Abstiegsplatz, aber im Pokal haben sie schon drei Erstligisten rausgeworfen. Zuletzt den VfB Stuttgart.

Jenas Keeper Chomutowski rennt zum entscheidenden Elfmeterschützen Thorsten Ziegler (Rückennummer 7) um ihm zu gratulieren. Bild: reuters

STUTTGART taz Der FC Carl Zeiss Jena ist einfach zu gut für die zweite Liga. Zu diesem Urteil könnte man nach dem spektakulären Triumph der Thüringer beim VfB Stuttgart im Viertelfinale des DFB-Pokals kommen. Mit 7:6 (2:2, 1:1, 1:0) warfen die Nachfahren des dreifachen DDR-Meisters mal eben den amtierenden deutschen Titelträger aus dem Wettbewerb. Nach Cup-Verteidiger 1. FC Nürnberg und Arminia Bielefeld waren die Schwaben bereits das dritte erstklassige Pokalopfer des Tabellenvorletzten der 2. Liga.

"Es war ein heißer Abend für unsere Mannschaft. Meine Spieler haben gezeigt, dass man wirklich bis zum Schluss an seine Ziele glauben kann", sagte Henning Bürger. Dem Ex-Herthaner Robert Müller war es mit dem 2:2-Ausgleichstreffer in der 120. Minute vorbehalten, die Stuttgarter Hoffnung auf einen knappen Arbeitssieg zu zerstören. "Wir konnten ja nichts mehr verlieren. Eine Niederlage wäre kein Beinbruch gewesen", sagte der defensive Mittelfeldspieler Stefan Kühne.

Viertelfinale DFB

Stuttgart vs. Jena:

4:5 i.E. (2:2,1:1,0:1)

VfB Stuttgart: Ulreich - Beck (46. Boka), Fernando Meira, Delpierre, Magnin (71. da Silva) - Pardo - Hilbert, Hitzlsperger - Bastürk - Gomez (117. Khedira), Cacau

FC Carl Zeiss Jena: Chomutowski - Maul, Müller, Stegmayer - Holzner, Ziegner, Kühne (106. Saka), Werner - Simak - Petersen, Schied (77. Amrhein)

Tore: 0:1 Werner (32.), 1:1 Gomez (81.), 2:1 Gomez (94.), 2:2 Müller (120.+1)

Elfmeterschießen: 1:0 Pardo, 1:1 Müller, 2:1 Hilbert, 2:2 Werner, 3:2 Cacau, 3:3 Saka, da Silva verschossen, 3:4 Simak, 4:4 Hitzlsperger, 4:5 Ziegner

Gelbe Karten: Gomez, Fernando Meira / Müller

***

Borussia Dortmund - 1899 Hoffenheim:

3:1 (2:1)

Borussia Dortmund: Ziegler - Rukavina, Amedick, Kovac, Dede - Kehl (76. Klimowicz) - Tinga, Kruska (70. Hummels ) - Federico (70. Buckley) - Petric, Frei

1899 Hoffenheim: Özcan - Ibertsberger, Janker, Compper, Löw (57. Salihovic) - Teber, Luis Gustavo, Carlos Eduardo - Copado (71. Ibisevic) - Ba (81. Weis), Obasi

Tore: 1:0 Federico (20.), 2:0 Tinga (23.), 2:1 Copado (38./Foulelfmeter), 3:1 Petric (54.)

Gelbe Karten: Frei, Tinga, Amedick / Salihovic, Löw, Luis Gustavo, Teber

***

Spiele am Mittwoch:

VfL Wolfsburg - HSV 17.45 Uhr

Bay. München - 1860 München 20.30 Uhr

Doch was ist der erstmalige Einzug der Thüringer in die Vorschlussrunde des DFB-Pokals wirklich wert, wenn man mal von der allgemeinen Bierseligkeit der 4.000 mit nach Stuttgart gereisten Jenaer Fans absieht. "Im Pokal geht es um Prestige und Geld. Doch die Fans wollen vor allem die 2. Liga sehen", weiß Präsident Rainer Zipfel genau.

Für den Erhalt des Profifußballs in der Universitätsstadt hatte der Verein im Sommer 2007 einen Rekordetat von neun Millionen Euro aufgestellt. Die 2. Liga sollte langfristig gehalten werden. Doch der Umbruch der Mannschaft nach dem geglückten Klassenerhalt im Aufstiegsjahr verlief nicht reibungslos. "Fußballerisch und wirtschaftlich hat es in den letzten Jahren in Jena eine rasante Entwicklung gegeben. Zu Saisonbeginn wurden aber Fehler gemacht. Einige Spieler wurden möglicherweise zu leichtfertig abgegeben", sagt Tobias Werner. Der Mittelfeldspieler kickte 2004 schon für die erste Mannschaft, als diese noch in der 4. Liga über die Dörfer fuhr.

Jena hat in dieser Saison nicht nur mehr als ein Dutzend Spieler ziehen lassen. Mit Frank Neubarth und Valdas Ivanauskas wurden zwei Trainer verabschiedet. Der Dauer-Abstiegskampf ist aber auch unter Henning Bürger angesagt, der am 22. Dezember vom A-Junioren- zum Cheftrainer befördert wurde. Kritiker hielten diese Maßnahme des Präsidiums für wenig hilfreich, den Klassenerhalt zu sichern.

Doch die vermeintliche Billiglösung Bürger schaffte es, aus Jena wieder einen ernstzunehmenden Gegner zu machen - in erster Linie freilich auswärts. Zu Hause ist Jena weiterhin nur Punktelieferant. Schon neun Heimspiele gingen verloren. Acht Punkte Rückstand zum rettenden Ufer sind deshalb logische Folge.

An Aufgabe denkt in Jena jedoch niemand. "Ich hoffe, dass uns die Spiele in Stuttgart und das 2:2 am vergangenen Freitag in Mainz mehr Selbstvertrauen bringen", sagte Jan Simak. Der Tscheche zählt trotz seines Vertrages beim Kellerkind zu den Stars der Liga. Mehrere Erstligisten wollen den früheren Bundesligaprofi von Hannover 96 und Bayer Leverkusen im kommenden Sommer verpflichten. Da der inzwischen von Alkohol- und Motivationsproblemen geheilte Kicker einen Vertrag bis 2009 besitzt, kann sich Jena auf eine Ablösesumme zwischen 300.000 und einer Million Euro freuen. "Geldsegen braucht der FC Carl Zeiss mehr denn je", sagte Vereinsboss Zipfel. Da die Deutsche Fußball-Liga im vergangenen Herbst den Einstieg eines aus ihrer Sicht zwielichtigen russischen Investors untersagte, kommen die Erfolge im DFB-Pokal gerade recht. "Die Liveübertragung des Halbfinales im Fernsehen bringt uns mehr als eine Million Euro", rechnet Zipfel vor.

Während einige Anhänger schon auf ein Finale gegen die Bayern und den wohl damit verbundenen Einzug in den Uefa-Cup hoffen, ist die Mannschaft realistischer. "Ich träume nicht von München, sondern von Koblenz", sagt Mittelfeldmann Stefan Kühne. Dort steigt am Sonntag ein Endspiel im Abstiegskampf, bei dem Jena kein Elfmeterschießen helfen kann.

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