■ DER ROTE FADEN: Als wir noch fliegen konnten
Träume haben wir alle. Die meisten vergessen wir, an den Rest wollen wir nicht glauben. Träume sind nicht wahr. Was aber, wenn ein rosa Elefant daherkommt? Solche Fälle sollten der Newsgroup alt.dreams.lucid mitgeteilt werden. Sie beschäftigt sich mit den Träumen, die so wirklich sind, daß wir sie nur bei vollem Bewußtsein erlebt haben können.
– Ich habe Fliegen gelernt. Jahrelang bin ich nur hochgehüpft – ich leide an Höhenangst, das mag der Grund dafür sein. In der ersten Zeit wurde ich schier verrückt, immer sagte diese Frau, daß ich in meinen Körper zurückkommen soll. Aber dann begann ich zu fliegen. Ich habe gelernt, daß ich nur meine Arme nach hinten ausstrecken und mich gehenlassen muß. Ich fühle, wie der Wind mich hochhebt, je weniger ich versuche, mich zu kontrollieren, desto besser. Und je näher am Boden, desto schwieriger ist es, das Gleichgewicht zu halten. Ich muß hoch hinaus. Lore V.
– Am liebsten springe ich einfach vom Dachgiebel. Dann segle ich durch die Luft, mit weit ausgebreiteten Armen wie Superman. Ich kann hinunterschauen und sehe den Boden mehrere hundert Fuß tief unter mir liegen. Es ist ein Gefühl, als ob ich vom Grund eines Schwimmbeckens aufstiege. John
– Genau das ist es, John, Du hast das Gefühl sehr gut beschrieben. Es macht Spaß, durch Wände und Fenster zu gehen, nur stehen die Hochspannungsleitungen plötzlich senkrecht! Ich habe versucht, in den Weltraum zu kommen, hatte aber nicht den geringsten Erfolg. Ich bin aber immer noch leicht über den Baumwipfeln. Peg
– Ich hatte einmal ein paar Träume, in denen ich mir vornahm, zum Mond emporzufliegen. Ich hob den Fuß und versuchte, in diese Richtung zu gleiten. Doch bevor ich soweit war, verlor ich die Spur, verlor die Hellsichtigkeit und ging in einen anderen Traum. Lettie
– Das eine Mal, an das ich mich erinnere, habe ich es einfach mit Springen geschafft. Ich habe nicht versucht zu fliegen, nur sehr hoch zu springen, ich glaube, um einen Weitschuß zu halten beim Fußballspiel im Hof meines Freundes. Ich kam ziemlich hoch, als ich wieder unten war, beugte ich die Knie und sprang wieder. Ich kam noch höher. Ich dachte, daß ich aufhören sollte, aber ich konnte nicht aufhören. Ich hüpfte immer weiter, kam höher und höher, immer ein paar Fuß mehr, von 50 auf 75. Als ich etwa 300 Fuß erreicht hatte, wachte ich auf. Wenn ich das wieder schaffe, erreiche ich vielleicht den Weltraum – es ist jedenfalls ein sehr interessantes Experiment. Razorback
– Aus irgendeinem Grund kommen meine Flugträume ohne Physik aus. Ich sammle meinen Geist und hebe ab, wie durch einen kontrollierten Verlust der Schwerkraft. Noch seltsamer ist, daß ich das nicht kann, wenn jemand zuschaut. Ich kann mich noch so sehr bemühen. Aber sobald die mir den Rücken zudrehen – schon bin ich oben in den Bäumen. Jeremiah D. McDonnell.
(niklaus@taz.de)
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