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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWO RIVALISIERENDE RECHTE DAS KRIEGSBEIL VERGRABEN Großkampftag in Nenndorf

Ein Tag, ein Ort und drei Aktionen: NPD, Freie Kameradschaften und die Partei „Die Rechte“ (DR) wollen am kommenden Samstag im niedersächsischen Bad Nenndorf aufmarschieren. Die NPD hat einen Infostand angemeldet, die konkurrierende DR eine Kundgebung. Das örtliche „Gedenkbündnis“ mobilisiert im Internet zu einem „Gedenkmarsch“: Im Volkstrauertagsmonat wolle man den „deutschen Kriegs- und Nachkriegsopfern“ ihre Ehre erweisen. Und: „Wir denken an den Verlust der Identität, des Brauchtums, der Sitte und der Kultur.“

Seit 2006 bereits marschiert die Szene zum Nenndorfer „Wincklerbad“, in dem die britische Armee nach 1945 gefangene Nationalsozialisten, aber auch mutmaßliche sowjetische Spione verhörte. Aus Sicht der Rechtsextremen ein idealer Ort, um die „Verbrechen der Alliierten“ anzuprangern.

Am 3. August dieses Jahres scheiterte der geplante Aufmarsch allerdings am breit aufgestellten Protest: Am Wincklerbad demonstrierten mehr als 600 Menschen friedlich mit einer mehrstündigen Sitzblockade. So konnten die Kameraden nur in einer Seitenstraße gegen Polizei und Demonstranten wettern. Einer der verhinderten Marschierer attackierte einen Journalisten, und insgesamt 270 frustrierte Rechte kündigten an: „Wir kommen wieder!“

Offenbar saß die damalige Schmach tief – so tief, dass die beiden Parteien und die ungebundenen Kräfte trotz ausgeprägter Konflikte innerhalb des rechtsextremen Spektrums zusammen handeln.

Ebenfalls am kommenden Samstag startet das Bündnis „Bad Nenndorf ist bunt“ eine „Projektwoche zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht von 1938“. Ein Zug der Erinnerung führt dabei auch zum Wincklerbad. „Wir möchten dort hin, um den Bezug zur Gegenwart aufzuzeigen, zu dem jährlichen rechten Aufmarsch“, sagt Jürgen Uebel von „Bad Nenndorf ist bunt“.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland