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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWIE NAZIS GEMEINSAM EIN INTERKULTURELLES FEST STÖREN WOLLEN Mahnung vom Kameraden

Der Tag soll ihr Tag werden: Am 4. Juni planen rechte Kameradschaften, in Braunschweig ein „Signal gegen Überfremdung“ zu setzen, mit einer Demo und mit dem so genannten „Tag der Deutschen Zukunft“ – parallel zum multikulturellen Bürgerfest „Braunschweig International“, das zum 30. Mal stattfindet. Die Stadt hat die Nazi-Demo verboten, ein Rechtsstreit läuft. Der Nazi-Aktionstag solle in Niedersachsen „fester Event im Szenekalender“ werden, sagt Reinhard Koch, Leiter der Braunschweiger „Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt“.

Seit Monaten läuft die Mobilisierung für den Aktionstag, der erstmals 2009 stattfand. Vor zwei Jahren kamen in Pinneberg etwa 190 Neonazis, vor einem Jahr erschienen in Hildesheim über 700. In Hildesheim hatte das Neonazi-Paar Dieter und Ricarda Riefling den Aktionstag ausgerichtet. Dieses Jahr würden „weitaus mehr Teilnehmer“ erwartet, sagt Ricarda Riefling, NPD-Kader und Pressesprecherin des „Rings Nationaler Frauen“. In einem Mobilisierungsvideo tönt sie: „Die unkontrollierte Masseneinwanderung belastet nicht nur unser Sozialsystem, sondern zerstört unsere Kultur.“ In der NPD-Zeitung Deutsche Stimme schimpft sie gegen den Protest der „Gutmenschen“, die sich gegen „Rechts“, aber nicht gegen die „Kinderarmut“ engagieren würden. Nichts Neues für den Rechtsextremismus-Experten Koch: Die Szene verbinde immer mehr ein vermeintlich soziales Interesse mit ihrem rechten Weltbild.

Rieflings Ehemann Dieter, Kameradschaftsführer, trat zur Werbung für den Aktionstag mehrmals bei der NPD auf, trotz des nach dem Scheitern bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt angespannten Verhältnisses im rechten Lager. Die Gelegenheit nutzte Riefling, um den parteipolitisch organisierten Kameraden ins Stammbuch zu schreiben: „Die Fusion Nationaler Parteien darf nicht dazu führen, noch mehr an den Trog des Schweinesystems zu rücken.“

HINWEIS: ANDREAS SPEIT n arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland