DER RECHTE RANDWIE DIE SZENE MIT DEN MORDEN DER „NSU“ UMGEHT : Märchen vom Geheimdienst
Die Verhaftung ihres Kameraden Holger G. scheint die Szene zu verunsichern: Kein Kommentar findet sich im Internetangebot der „Freien Nationalisten Hannover“ zu den Ermittlungen gegen die Gruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), zu der G. gehört haben soll. Oben rechts prangt, wie seit Beginn der Internetpräsenz, der Appell: „Reih Dich in die Widerstandsbewegung in Hannover ein.“
Anderswo im Norden ist die Szene weniger schweigsam: Von der Website der „Freien Kräfte Celle“ lächeln einem Paulchen Panter und weitere Comicfiguren entgegen – eine Anspielung auf die kursierende Bekenner-DVD, auf der der rosarote Panther die Morde der NSU präsentiert.
Darunter schreiben die Celler: „Wir bitten um Mithilfe! Einer der abgebildeten Personen wurde in verdächtiger Art und Weise in unmittelbarer Nähe türkischer Schnellrestaurants gesichtet …“ Keine „Neonazis“ hätten die Taten verübt, überhaupt gebe es gar keine „rechte Gewalt“, heißt es weiter. Verwiesen wird auf zwei Vorfälle, bei denen sich am Ende der Ermittlungen offenbarte, dass an den jeweiligen Taten keine Rechtextremisten beteiligt waren.
„Terror made by Verfassungsschutz“, heißt es beim einschlägigen Portal „Mein-HH-Info“. „Die Geheimdienste finden immer wieder Dumme, die für Geld fast alles machen. Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt waren offenbar dumm und geldgierig genug.“
Die ungeklärte Rolle des Verfassungsschutzes (VS) dient dazu, sich von Gewalttaten und Morden zu distanzieren. So erklären die „Autonomen Nationalen Sozialisten Stormarn“ im Internet: „Wir sind keine Terroristen.“ Und auch sie stellen Fragen zum Ablauf der Geschehnisse und den Verstrickungen des VS. Der es freilich leicht macht, zu behaupten: „Geschichten aus Tausendundeiner Nacht“.
Schwerpunkt SEITE 2Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland