DER RECHTE RANDWAS HEUTE IN LÜBECK VERHANDELT WIRD : Prozess gegen Brandstifter
Um 13.15 Uhr zündete die Brandsubstanz. Rund 40 Minuten also, nachdem die Polizei abgerückt war von der Doppelhaushälfte im schleswig-holsteinischen Escheburg (Kreis Herzogtum Lauenburg). Vor dem Landgericht Lübeck beginnt heute der Prozess wegen des Verdachts der Brandstiftung. Angeklagt ist der Nachbar des Hauses, in dem kurz nach dem Anschlag eigentlich Flüchtlinge hätten wohnen sollen, der auch bereits ein Geständnis abgelegt hat. „Zwei Verhandlungstage sind vorgesehen“, sagt Gerichtssprecher Stephan Bahlmann.
Dass da jemand Feuer legte in einer designierten Flüchtlingsunterkunft: In der 3.500-Einwohner-Gemeinde sorgte das nicht nur für Empörung. Denn Gegner der geplanten Nutzung fanden sich nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft: Bürgermeister Rainer Bork (Eschenburger Wählergemeinschaft) war in seiner Sprechstunde massiv verbal angegangen worden. „Auf eine Art und Weise“, so Bork, die er „gar nicht wiedergeben“ wolle. Auch hatten, nur Stunden vor dem Brand, 15 Menschen das Büro der Leitenden Verwaltungsbeamtin Brigitte Mirow im Amt Hohe Elbgeest gestürmt – darunter auch der Angeklagte.
Den Familienvater, Finanzbeamter in Hamburg, nahmen Ermittler knapp zwei Wochen nach dem Anschlag fest. DNA-Spuren unter anderem an einem abgebrannten Streichholz hatten zu dem 38-Jährigen geführt. Er gab zu, durch ein bereits eingeschmissenes Fenster im Erdgeschoss Pinselreiniger ins Haus gegossen und angezündet zu haben. „Das Haus muss vollkommen renoviert werden“, sagte Mirow später auf einer Bürgerversammlung. Jetzt wird das gesamte Haus von Flüchtlingen bewohnt, nicht bloß die Hälfte.
Im Falle einer Verurteilung drohen dem Angeklagten bis zu zehn Jahren Haft. Hamburgs Finanzbehörde wollte sich zu etwaigen beruflichen Konsequenzen für den Staatsdiener nicht äußern.
Hinweis: Andreas Speit arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland