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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWARUM MUTMASSLICHE SCHLÄGER FREIGESPROCHEN WERDEN Diffuse Aussagen

Fünf erleichterte, mutmaßliche Neonazis haben am Montag das Landgericht Osnabrück verlassen. Vor der Schwurgerichtskammer hatte der Staatsanwalt Freispruch gefordert und in der mündlichen Begründung folgte dann auch der Richter dieser Forderung.

Er sprach die vier angeklagten Männer und eine Frau vom Verdacht des versuchten Totschlags und der gefährliche Körperverletzung frei. „Im Verfahren wurde das Bild über den Ablauf der Tat immer diffuser“, sagt Eike Schmidt, stellvertretender Pressesprecher des Gerichts.

Seit dem 20. August hatte die Kammer in sechs Verhandlungstagen 38 Zeugen zu der Auseinandersetzung auf der „Elseparty“ am Grünen See nahe Melle gehört. Das Schweigen der Angeklagten im Alter von 25 bis 41 Jahren zahlte sich aus. Der Staatsanwalt musste einräumen: „Wir können feststellen, dass sowohl alle Angeklagten sowie das spätere Opfer Tommi (Name geändert) auf der Elseparty 2010 waren.“ Doch wer es war, der Tommi bei zwei Schlägereien in der Nacht zum 1. August die schwerwiegende Kopfverletzung zufügte, konnte nicht geklärt werden.

Als Hauptverdächtiger galt Michael R., der eine rechte Vergangenheit haben soll. Die vier Zeugen des 32-jährigen Opfers, das sich nach zwei Wochen im Koma an nichts mehr erinnern konnte, widersprachen sich zu stark.

Der Richter sagte, dass die 25-jährige Angeklagte der Anlass für die Streitereien war, aber eine „Zuordnung von einzelnen Tatbeiträgen der Anklagten“ sei nicht möglich.

Vor Gericht hatte Tommi ausgesagt, Geld geboten bekommen zu haben, wenn er schweigen würde. Der Staatsanwalt sagte: „Bedrohung und Bezahlung von Falschaussagen stehen im Raum.“ Doch auch das sei nicht konkretisierbar.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland