DER RECHTE RAND : Hilferufe aus dem Kerker
Offiziell war es eine Abschiedsparty: Am 29. Dezember richtete die „Nationale Offensive Schaumburg“ (NOS) im nordrhein-westfälischen Stemmer bei Minden ein Konzert aus. „Siggis Abschied“ lautete das Motto, und gemeint war der NOS-Aktivist Marco Siedbürger, dem rund 250 Kameraden wünschten, er möge trotz dräuender Haftstrafe wegen Körperverletzung „standhaft bleiben“.
Bei dieser Gelegenheit erinnerte die NOS auch an die anderen Gefangenen des „herrschenden brd-Systems“: Auf ihrer Website findet sich ein Aufruf der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG), man möge den Inhaftierten „Julfestgrüße zukommen“ lassen. Seit 1979 bereits müht sich die HNG um Ursula Müller, Kameraden während der „Kerkerzeit“ zu helfen.
Der Verein mit seinen etwa 500 Mitgliedern steht auch Holocaustleugnern und Mördern bei. In den „HNG-Nachrichten“ werden auch Kontaktwünsche veröffentlicht: „Gerade in dieser einsamen Zeit“, heißt es, dürften die Kameraden „nicht vergessen“ werden. Zudem solle man sie ermutigen, „damit sie den Glauben an unsere Sache nie verlieren“.
Im Norden wartet etwa Kay Diesner in der Justizvollzugsanstalt Lübeck auf entsprechende Post. Vor zehn Jahren erschoss er in Berlin-Marzahn den Buchhändler Klaus Baltruschat. Auf der Flucht ermordete er bei Launeburg den Polizisten Stefan Grage. Aber auch in Bremen, Neumünster und Vechta warten rechte Kameraden hinter Gittern auf Briefe.
Die passenden Grußkarten sind übrigens beim NPD-nahen Deutsche Stimme-Verlag bestellbar, ebenso der „Bildkalender der volkstreuen Jugend“ oder jener mit blonden „Schönheiten“ zur „Freude an der Anmut deutscher Menschen in der Natur“. Die Gefängnisleitungen räumen es selten ein: Bei vielen rechten Tätern torpedieren die Aktivitäten der HNG jede Resozialisierungsbemühung.