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Archiv-Artikel

DER RECHTE RAND WER DEN GESTÜRZTEN NPD-CHEF HOLGER APFEL NOCH VERTEIDIGT „Absurde Vorwürfe“

Das neue Jahr beginnt, wie das alte aufhörte: Auch 2014 diskutiert die rechtsextreme Szene über den frisch aus dem Amt geschiedenen Ex-NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel. Genauer: darüber, ob der inzwischen auch parteilose Abgeordnete im sächsischen Landtag unter Alkoholeinfluss einen jungen Kameraden belästigt hat.

Solidarität erfährt Apfel nun aus dem Hamburger Kameradschaftsspektrum. So prangert der Neonazi Thorsten de Vries in einem online auf dem Szeneportal „Altermedia“ veröffentlichten offenen Brief „Doppelmoral“ an. Die Vorwürfe seien „vollkommen absurd“: Der „verheiratete“ Apfel sei „Familienvater von 3 Kindern“, ein viertes sei unterwegs. „Alleine biologisch“ habe Apfel damit „mehr für Deutschland geleistet, als die meisten Personen, die an seinem Sturz beteiligt waren“, so de Vries.

Er selbst kenne den nunmehr ehemaligen Parteifunktionär seit 16 Jahren. Apfel habe bei keinem „Lager“ oder „Arbeitseinsatz“ betrunken „Lagerteilnehmer belästigt oder begrabscht“. Der „eigentliche Skandal“ sei überhaupt, „dass selbst in NPD-Bundesvorstandskreisen so viel Alkohol gesoffen wird, bis man sich an nichts mehr erinnern kann“. Apfel hatte angegeben, er sei zu betrunken gewesen, um noch zu wissen, was genau geschehen sei.

In „nationalen Kreisen“ werde Alkoholkonsum zum „Kulturgegenstand“ erhoben, führt de Vries aus. Würden bei diesen „asozialen Hardcoresaufereien dann Mädels und Frauen durch obszöne Gesten und Witzeleien sexistisch belästigt“, dann werde dies als „nicht so schlimm“ angesehen. Da sei der Fall Apfel „an Hinterfotzigkeit und Doppelmoral nicht mehr zu überbieten“.

Beifall erfährt de Vries für seinen Beitrag kaum. „Altermedia“-User „Schwarze Sonne“ etwa versichert, Schulungen „ohne Alkohol und Nikotin“ ausgerichtet zu haben. Und ein „Konradin“ meint, „vier Kinder“ seien doch ein schwaches Argument.

ANDREAS SPEIT ■  arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland