■ DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER: Schreiende Blutgerinsel und Karneval
Der Tod kommt in die Stadt. Herr Sensenmann kommt aus Amerika, hat acht Augen, vierzig Finger und ganz lange Haare. Death, so der Name des vierköpfigen Monsters, ist laut, sinister und hat bisher so unvergeßlich wohlklingende Meisterwerke wie „Aussatz“ oder „Schreiendes Blutgerinsel“ in markerschütternde Töne gefaßt. Ein Gruftie-Quartett der nekrophilen Art; lassen wir uns die beiden Vorgruppen auf den Gehörknöchelchen zergehen: Pestilence und Viogression. Heute abend, 20 Uhr im Aladin. Aber die Totenkopfringe nicht vergessen!
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das Karnevalstreiben an diesem Wochenende in Bremen nicht ganz den Grad der Debilität erreichen, wie die Veranstaltung im Aladin. Nach dem lärmenden Umzug am Samstagnachmittag, 16 Uhr ab Marktplatz, steigt um 20.30 in der Kesselhalle des Schlachthofes ein großer Carne Ball. Die spanische Übersetzung des Wortes „Carne“ könnte zwar auch in eine blutrünstige Richtung weisen, aber eigentlich geht es ja um die letzten Tage vor der Fastenzeit. So kurz vor der Phase der Askese, aber auch Kontemplation und gar Ekstase als Ausdruck der Buße und Demut, wollen insgesamt sieben Gruppen den Weg in die innere Einkehr bereiten. Close to Panic bieten Rap, Confusao spielen die unvermeidliche Samba, genauso wie die Formationen Samburgo und Ramba Samba. Weiter im Programm: Die Pann Band mit perkussiven Klängen, die Rock und Soul-Formation Double-O-Soul sowie die vielversprechende Vokal-Verbindung A Capella. Dahinter verbergen sich die Stimmartistinnen Evelyn Gramel und Sabine Mariß. Sie allein sind schon den Besuch wert.
Daß heute und morgen abend die Stadthalle auch ohne diese Ankündigung randvoll sein wird, ist so mindestens so klar wie der Himmel an einem schönen Juli-Tag. Schmuse-Peter Maffay gibt sich die Ehre, und alle, alle kommen. Wetten?
Selbstverständlich nicht unerwähnt soll das Bremer Musiktreiben bleiben. Unter dem terminlich angemessenen Titel Smells Like Valenteen treten Freitag, 21 Uhr in der neugeschaffenen „Friday Night Event“-Reihe im Lagerhaus Schildstraße drei Lokal-Bands auf. Jack Pepsi machen „Melodic Core“, die neuformierten Sweethards sind immer für eine Menge Spaß zu haben, und mit den Boppin' Woppers präsentiert sich die (Fast)-Akustik-Version der Rock-A-Billy Mavericks. Das Spektakel geht bis weit in die Nacht, im Anschluß gibt es die berüchtigt gute Tanzbein-Disko.
Lobsang Samten
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