DER NEUE GEBÄUDEPASS: MEHR TRANSPARENZ AUF DEM IMMOBILIENMARKT : Gut gedämmt verkauft sich leichter
Endlich ist die Kuh vom Eis: Der Energiepass für Gebäude kommt. Er war längst überfällig. Denn der Pass schafft mehr Transparenz im Immobilienmarkt. Wer bislang eine Wohnung oder ein Haus kaufen oder mieten wollte, bekam selten objektive Daten zum energetischen Standard des Objektes. Das Baujahr als ein gewisses Indiz war häufig alles. Ansonsten musste man sich auf die Nebenkostenabrechnung des vorherigen Nutzers verlassen, was ein riskantes Unterfangen ist – denn wer weiß schon, ob der frühere Bewohner ein Verschwender war, oder womöglich ein Workaholic, der nie zu Hause war.
Man stelle sich vor, der Verkäufer eines Gebrauchswagens würde die Tankbelege vorlegen, und sagen: Der Wagen braucht 1.000 Liter Sprit im Jahr. Die Aussage wäre nutzlos, und man würde obendrein den Mann für verrückt halten. Im Wohnungsmarkt jedoch war genau diese Praxis bisher üblich. Mit dem Gebäudepass ist das vorbei – allerdings nicht bei allen Objekten. Denn leider war die Entscheidung des Gesetzgebers halbherzig: Für Häuser mit mehr als vier Wohneinheiten sowie alle Bauten, die nach 1977 gebaut wurden, ist wahlweise auch ein verbrauchsabhängiger Pass zulässig. Dieser stützt sich alleine auf die Abrechnungen – mit entsprechend mäßiger Aussagekraft.
Trotz dieser Schwachstelle wird der Energiepass den Immobilienmarkt verändern. Schlecht gedämmte Häuser werden an Wert verlieren, andere gewinnen. Denn künftig werden sich die „inneren Werte“ der Bausubstanz jedem Mieter und Käufer auf einen Blick erschließen. Das ist übrigens auch der Grund, warum nicht jeder Hauseigentümer dem Pass wohlgesonnen ist.
Natürlich wird die Ausstellung des Passes Geld kosten. Doch der Preis ist kein ernsthaftes Argument: Wer ein Haus kauft, sollte 150 Euro für die Energiepapiere wohl verkraften können. Denn man muss sich vor Augen halten: Das größte Einsparpotenzial für Energie, das es in Deutschland überhaupt gibt, steckt in den Immobilien. Und der Gebäudepass ist ein kleiner Baustein, dieses Potenzial auszuschöpfen. BERNWARD JANZING