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Archiv-Artikel

DER FRÜHLING MACHT BERLIN NERVÖS

Es begann schon am Dienstagabend. In Kreuzberg sitzen schalbehangen die Frühlingshungrigen bis tief in die Nacht beim Bier vor den Kneipen. In Prenzlauer Berg drängelt sich das Publikum um die ganzjährig angebotenen Open-Air-Stühle vor dem Schwarz Sauer in der Kastanienallee. In Mitte spielt sich ein einsamer Saxophonspieler vor dem alten Museum die beschwingte Seele aus dem Leib. Nebenan hat es einen jungen Mann gleich komplett von den Socken gehauen. Er liegt mit ausgebreiteten Armen auf den Stufen des Doms und bewundert die zahlreichen Figuren des Kirchenportals. Gestern war dann kein Halten mehr. Bei 20 Grad überstieg der Sonnenbrillenquotient locker die aktuellen Umfragewerte der weiter im Regen stehenden SPD. Einzelne Radfahrer wurden bereits mit nacktem Oberkörper gesichtet. Und sämtliche Grünflächen, auch die mit noch winterbraunen Wiesen, waren endlich mal wieder bevölkert. Denn der gemeine Berliner weiß die Gunst der Stunde zu nutzen. Schon heute sind wieder Schauer möglich, spätestens am Wochenende sind sie sicher, bei dann lausigen 12 Grad. TAZ FOTO: AP