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Archiv-Artikel

DER FRIEDENSPROZESS IN ACEH VERLÄUFT ERFOLGREICHER ALS ERWARTET Tsunami gegen Maximalforderungen

Aus der vom Tsunami zerstörten Unruheprovinz Aceh ruft Indonesien nun seine letzten Truppen zurück, die nicht von dort stammen. Wenn dieser Abzug in den nächsten Tagen endet, hat sich dort die Zahl der Soldaten und Polizisten halbiert. Zuvor hatten die Rebellen der Bewegung Freies Aceh (Gam) die festgelegte Menge Waffen abgegeben und die Regierung eine große Zahl gefangener Gam-Mitglieder freigelassen. Alles geschieht, wie es im Abkommen zwischen den Konfliktparteien vorgesehen ist. Wer hätte das vor einem Jahr für möglich gehalten?

Acehs Friedensprozess ist bisher erstaunlich erfolgreich. Nicht nur sind Zeitplan und quantitative Vorgaben eingehalten worden, auch zu Zwischenfällen kam es kaum. Weder hat das indonesische Militär auf seine aus Osttimor bekannte Taktik zurückgegriffen, mit Milizen die Terrorisierung der Jakarta-kritischen Bevölkerung fortzusetzen, noch widersetzten sich Rebellen den Vorgaben ihrer Führung oder gab es Racheakte von der einen oder anderen Seite.

Dennoch bleiben Risiken. So können die nicht aufgelösten Milizen jederzeit aktiviert werden, drohen Forderungen nach Aufteilung Acehs in drei Provinzen das Friedensabkommen zu torpedieren und kann ein Gesetzentwurf im Parlament noch verwässert werden, der den Exrebellen den Weg zur Teilnahme an Wahlen ebnen soll. Auch bleibt die Reintegration entwaffneter Rebellen in die Gesellschaft eine große Herausforderung, damit sie nicht irgendwann wieder zu den Waffen greifen.

Bisher zeigten beide Seiten guten Willen und bemühten sich um Lösungen. Dazu trugen die Zerstörungen des Tsunami bei, die den Konfliktparteien die Chance zur gesichtswahrenden Aufgabe bisheriger Positionen boten. In Sri Lanka gelang dies nicht. Dort stehen alle Zeichen auf ein Neuaufflammen des Krieges. Die Flutwelle hat hier das während des Waffenstillstands gewachsene Vertrauen weggespült und scheinbar unüberbrückbare Gegensätze freigelegt. Die sehr guten Nachrichten nach den Schrecken des Tsunami kommen nur aus Indonesien. SVEN HANSEN