: DDR-Wirtschaft wird reparaturanfälliger
■ Probleme im Westhandel, aber auch mit Perestroika-UdSSR
Berlin (dpa/vwd) – In der Wirtschaft der DDR war Knappheit das beherrschende Kennzeichen des vergangenen Jahres. Das Wachstum war mit real 3,6 Prozent das zweitniedrigste in den 80er Jahren, schreibt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im jüngsten Wochenbericht. In vielerlei Hinsicht ging die Planung nicht auf: Das Wachstum, das inländische Angebot und der Außenhandelsumsatz waren niedriger, die Kosten, die Investitionen und die Geldeinnahmen höher als vorgesehen.
Überalterung und Reparaturanfälligkeit der Anlagen hätten zugenommen, Störfälle würden häufiger. Immer mehr Arbeitskräfte, Material und Ersatzteile müßten für Reparatur und Wartung eingesetzt werden. In Wissenschaft und Forschung seien „Erfolge in der ganzen Breite der Volkswirtschaft“ offensichtlich ausgeblieben.
Der Westexport ging zurück, was erneut zeige, welch große Schwierigkeiten die DDR habe, mit ihren Industrieprodukten dauerhaft Marktanteile zu gewinnen. Der Rückgang wurde durch Importdrosselung ausgeglichen. Exporte und Importe waren jeweils um zehn Prozent niedriger. Die Verknüpfung des Imports mit dem Export sei mehr als problematisch, schreibt das DIW. Importrestriktionen reduzierten die Einfuhr von Vorprodukten und Investitionsgütern, so daß sich die Exportschwäche auf diese Weise selbst verstärke. Der Handel mit den sozialistischen Ländern stagnierte. Die Ausfuhr stieg nur geringfügig; die Einfuhr ging leicht zurück. Im Handel mit der UdSSR wiesen beide Warenströme ein Minus auf.
Der Export leide vermutlich vor allem unter zwei Restriktionen. Die Dezentralisierung im sowjetischen Außenhandelssystem und die erhöhten Qualitätsanforderungen der UdSSR.
Parallel zum DIW-Bericht wurde die Moskauer Außenhandelsstatistik veröffentlicht. Danach fuhr die DDR 1987 im Handel mit der UdSSR ein kräftiges, wenngleich vermindertes Defizit von 409,5 (1986: 624,6) Millionen Transferrubel oder 1,91 Milliarden Valutamark ein. Ihr kumulierter Passivsaldo würde damit rund 4,7 Milliarden Transferrubel betragen. Die DDR teilt der UdSSR die eigenen Zahlen nicht mit.
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