DDR, 27. 9. 1989: Noch 12 Tage bis zur Wende : Tagesbefehl: Führungsbereitschaft
– In diversen Städten werden Fürbittgebete für Verhaftete der Leipziger Montagsdemo abgehalten, in Berlin formiert sich danach eine Demonstration.
– Die Kunsthochschule Berlin protestiert mit einem Offenen Brief an den FDJ-Zentralrat gegen das Verbot des Neuen Forums, kritisiert die „Verantwortungslosigkeit unserer Medienpolitik“.
– Die Initiative Frieden und Menschenrechte verlangt vom Politbüro die Aufhebung des Paragrafen 213, der „versuchten illegalen Grenzübertritt“ unter Strafe stellt.
– Erich Honecker befiehlt „zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung und zur Verhinderung von Provokationen“ am Jahrestag der DDR die Herstellung der Führungsbereitschaft.
– Das Politbüro der SED vertagt eine Diskussion der Krise.
– Die Leipziger SED-Bezirksleitung beschließt einen Maßnahmenkatalog, mit dem die Opposition unterdrückt werden soll.
– 900 ausreisewillige DDR-Bürger sind in die Prager Botschaft der Bundesrepublik geflüchtet. Die sprunghafte Zunahme ist auf verschärfte Kontrollen der ČSSR an ihrer Grenze nach Ungarn zurückzuführen. In Warschaus BRD-Botschaft warten 400 DDR-Bürger auf Ausreise.
– Die Fraueninitiative „lila offensive“ stellt in Berlin ihr Gründungspapier vor, in dem sie feststellt: „Sozialwissenschaftliche Forschungen belegen, dass sich in der DDR zwar positive Veränderungen der Situation und des Ansehens sowie des Selbstverständnisses von Frauen vollzogen haben, aber dennoch das Wesen der gesellschaftlichen Verhältnisse noch immer als patriarchalisch charakterisiert werden muss. Nach wie vor sind männlich dominierte Maßstäbe, Denkweisen und Verhaltensweisen präsent und normbestimmend. Folglich ist die Aufhebung des Privateigentums an Produktionsmitteln nicht per se gleichbedeutend mit der Aufhebung der sozialen Ungleichheit von Frau und Mann.“